Der Feldhamster

Das unbekannte Tier vor der Tür

Der Feldhamster

Teddyhamster, Goldhamster, dsungarischer Zwerghamster - sie alle sind Lieblinge in Kinderzimmern. Doch in Vergessenheit geraten zu sein scheint die einheimische Variante, die wild lebt. Was vor wenigen Jahrzehnten noch als Plage galt, ist jetzt vom Aussterben bedroht, der Feldhamster (cricetus cricetus).

Er ist deutlich größer als seine entfernten Verwandten und auch nicht so handzahm. Dafür macht ihn sein buntes Fell außergewöhnlich. Zeitweise war es so beliebt, dass der Feldhamster sehr stark gejagt wurde, um mit seinem Fell Kleidungstücke zu verschönern.

Bunt ist es tatsächlich. Der Rücken des Feldhamsters ist hellbraun mit einem deutlichen rötlichen Stich gefärbt. Der Bauch ist schwarz. An den Seiten und den Wangen hat er unregelmäßige weiße Flecken. Die Pfötchen sind nur mit wenigen weißen Haaren behaart. Die rosa Haut ist deutlich zu erkennen.

Das zweite typische Merkmal ist sein absolutes Einzelgängertum. Das ist auch der Grund, warum ein gefangen gehaltener Feldhamster, was verboten ist, niemals seine Scheu verlieren würde.

Einzige Ausnahme ist die kurze Paarungszeit. Die Aufzucht der Jungen ist aber allein Aufgabe der Mutter.

Und kaum sind die Jungen nur halbwegs in der Lage, sich selbst zu ernähren, werden aus Geschwistern Konkurrenten, d. h. wer sich nicht bei Zeiten ein eigenes Revier sucht, wird weg gebissen. Machtkämpfe führen Strukturen ein.

Wenn man bedenkt, dass ein Feldhamster bis zu zwölf Jungen und durchaus zwei Würfe pro Jahr haben kann, kann das zu ganz schönen Rangeleien führen.

Es gibt eine wunderbare Geschichte, mit einem Hamster als Protagonist, in der man genau dieses Wesen des Feldhamsters nachempfinden kann. Es heißt 'Grimback, der Hamster' und ist schon seit sehr vielen Jahren auf dem Buchmarkt und auch als Hörbuch erhältlich.

Diese Vermehrungsfreudigkeit und die damit verbundene Ausbreitung hatte aber noch ein anderes Problem zur Folge. Als die Landwirtschaft noch nicht so durch-technisiert war, konnte eine große Hamsterpopulation richtig Schaden bei der Ernte verursachen. Kein Wunder, dass er wieder einmal gejagt wurde.

Dabei hängt eine Hamsterplage von vielen Faktoren ab. Falls ein Hamster wirklich viele Nachkommen in einem Jahr haben sollte, müssten die auch alle überleben. Das heißt, es muss ausreichend Nahrung, Platz und Schutz für alle geben, denn ein Feldhamster ist nicht nur Einzelgänger, auf vielseitige Nahrung das ganze Jahr über angewiesen, er hat auch viele Fressfeinde.

Der ach so große Schaden war lange Zeit ein weiterer Punkt für seine Dezimierung. Zugegeben, wer schon einmal einen Feldhamster in seinem Karottenbeet als Untermieter hatte, kann den Ärger nachvollziehen.

Der größte Punkt der Dezimierung des Feldhamsters sind aber die Veränderungen in der Landwirtschaft selbst.

Hamster sind Allesfresser. Als vegetarische Kost nehmen sie Gräser, Kräuter und auch Getreide zu sich. Diese kleinen Jäger mit ihren durchaus scharfen Zähnen fressen aber auch Insekten und kleine Jungvögel von Bodenbrütern. Auch als unerfahrene Feldmaus würde ich es nicht darauf ankommen lassen.

So vielfältig dieser Speiseplan erstmal aussieht, ist er doch ganz auf Gebiete mit geeigneten Böden, Sichtschutz und Acker- und Wiesenrändern mit verschiedenen Pflanzen und einem Ökosystem, in dem es überhaupt diese Pflanzen und Beutetiere noch gibt, beschränkt.

Ein Spaziergang schon Ende der achtziger Jahre durch die Feldmark zeigte, dass solche Lebensbedingungen immer mehr zur Mangelware werden. Wo der Boden immer schneller immer ergiebiger Ertrag bringen muss, bleibt kein Platz für Vielfalt.

Doch gerade der Feldhamster hat da auch einiges zu bieten. Wo er noch vorkommt, sind die Merkmale dieses vielfältigen Ökosystems noch vorhanden.

Und seine besondere Rolle in diesem System? Nun, wir alle kennen das Wort 'hamstern'. Vor dem Winterschlaf sammelt der Feldhamstern Vorräte in einer speziellen Vorratskammer in seinem unterirdischen Bau.

Und wer hat schon mal seinen Vorrat komplett aufgebraucht und noch nie etwas vergessen? So geht es dem Feldhamster auch. Ob diese vergessenen Samen dann Früchte tragen oder einfach den Boden düngen, wer weiß...

Heute ist der Feldhamster ein geschütztes Tier. In manchen Regionen sind Gebiete zum Schutz der Feldhamster ausgewiesen. Zeitweise werden noch seltene fachgerechte und geplante Umsetzungsaktionen durchgeführt.

Doch diese Gebiete sind mehr als nur Rückzugsraum für den einst typischen Landbewohner. In ihren Schutzgebieten siedeln sich auch andere Tiere an. Vögel, Insekten, Frösche und Lurche profitieren von der Ruhe. Aber auch die Pflanzen, die hier nicht der landwirtschaftlichen Maschinerie ausgesetzt sind, sondern sich frei entwickeln können, profitieren vom Schutz der Hamster.

Blütenpflanzen ziehen wiederum Schmetterlinge und Bienen an. Deren Arbeit sorgt für die Vermehrung der Pflanzen. Und Bienen-Honig esse auch ich gerne.

So ist es eben, ein Ökosystem ist eine Miteinander verschiedener Arten, die sich ergänzen und regulieren. Da hat auch der Feldhamster seinen eigenen Platz.



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