Der irische Unabhängigkeitskampf

Durch den Brexit und die drohende harte EU Außengrenze ist Irland wieder zum Problem geworden

Der irische Unabhängigkeitskampf


Die Iren sahen sich - nicht zu Unrecht - als die letzte Kolonie Großbrittaniens, die dazu noch auf dem europäischen Kontinent lag. Warum ist gerade Nordirland beim britischen Königreich verblieben? Die Geschichte Irlands wird im Zusammenhang mit dem Brexit wieder auf die Tagesordnung kommen, denn es droht eine harte EU Außengrenze zwischen Nordirland und Irland. Weiterhin beschäftigt sich der Artikel auch mit der Frage, warum das Verhältnis der Iren zu Deutschland vergleichsweise gut ist. Auch das hat seinen Ursprung in der Geschichte des irischen Kampfes um die Unabhängigkeit. Hier ein kurzer Abriss, wie der irische Unabhängigkeitskampf von einem einheimischen Touristenführer in Dublin erklärt wurde.

Warum sitzen eigentlich die (britischen) Protestanten ausgerechnet geballt in Nordirland und nicht etwa verteilt über die Insel?


Sie könnten doch auch an irgendeiner anderen Stelle der Insel angesiedelt sein. Nicht verwunderlich, dass das historische Gründe hat. Nach der Trennung der anglikanischen Kirche von der katholischen Kirche durch Heinrich den Achten, verstärkten sich auch die Konflikte zwischen den Iren, die ja katholisch geblieben waren, und den anglikanischen Engländern. Spanien als Schutzmacht der Katholiken wollte den Iren zur Hilfe kommen, was - ein kleiner Ausblick auf die weitere irische Geschichte - schief ging. Besonders im Norden (also dort, wo jetzt Nordirland ist) saßen die rebellischen Familien. Die Spanier entsandten Soldaten zur Insel, die sich mit den Aufständischen im Norden verbinden sollten. Sie landeten aber auf der Südspitze. Der Touristguide in Dublin meinte, sie hätten die Karte falsch herum gehalten ;).

Statt eines gemeinsamen Heers gab es nun zwei und die rebellischen Iren aus dem Norden, die versuchten sich mit den Spaniern im Süden zu vereinen bekamen - ebenso wie die Spanier - ordentlich eins auf die Mütze. Als Folge und Bestrafung der besonders rebellischen Familien wurde dann gerade im Gebiet, aus dem sie kamen, also im Norden, englandtreue protestantische Siedler angesiedelt und dort sitzen sie heute noch.

Die große Hungersnot


Die große Hungersnot, die zu einer Auswanderungswelle führte und die Iren dadurch auf der ganzen Welt verteilte wird - nicht zu Unrecht - auch immer mit Kartoffeln in Zusammenhang gebracht.

Hat irgendetwas mit Kartoffeln zu tun. 

Das ist schon richtig, aber auch viel zu kurz gedacht. Es war keine Hungersnot, die aufgrund einer Naturkatastrophe geschah sondern aufgrund des Kolonialherrschaft, die die Briten über die Iren errichtet hatte und die ähnlich auch heute noch im Verhältnis zur sogenannten dritten Welt ist. Es gab absolut genug zu Essen in Irland während des "great famine". Irland exportierte Fleisch nach England und dennoch verhungerten Millionen Iren zuhause und weitere Millionen wanderten aus. Die irische Bevölkerung durfte von dem, was sie anbauten, nur die Kartoffeln für sich behalten. Alles andere, das angebaut wurde, musste an die englischen Landherren abgegeben werden. Deshalb traf die Kartoffelfäule die Iren, nicht weil es insgesamt zu wenig zu Essen gegeben hätte.

Ähnliche Probleme haben wir wohl heute mit Vorgaben von Weltbank, etc. bei verschuldeten Entwicklungsländern, die den Weltmarkt bedienen sollen (damit sie die Schulden bezahlen können) statt die Eigenversorgung zu stärken.

Weltkrieg I


Überspringen wir einmal ein paar Jahrhunderte und machen dort weiter, wo sich langsam die Gründung der Republik Irland abzeichnet und dabei spielt (für Deutsche ist das interssant und bei uns kaum bekannt) auch das Deutsche Reich eine Rolle. Während des ersten Weltkriegs kämpften auch Iren in der britischen Armee und es war ihnen versprochen worden, dass - wenn alles vorbei ist - Irland einen Status etwa wie Kanada erhält. Damit hätte man ja durchaus leben.

Aber das Deutsche Reich war sowieso darauf aus, den Briten auf ihren Inseln ein bisschen Ärger zu bereiten und schickte ein Schiff voll mit Waffen auf die Grüne Insel. Damit sollten die Kämpfer der Iren gegen die Briten ausgerüstet werden. Die Aufständischen verpassten das Schiff mit modernen Waffen aber und daraufhin spaltete sich die irische Freiheitsbewegung. Die militärisch ausgebildeten, wollten einen Aufstand lieber verschieben, denn sie erkannten wohl die militärische Unterlegenheit gegenüber der damaligen Weltmacht Großbrittannien. Die einfachen Leute, die die Unterdrückung satt hatten, schlugen trotzdem los und es kam zu dem Aufstand von 1916. Ohne die modernen Waffen aus Deutschland, war dieser Aufstand aber zum Scheitern verurteilt. In der öffentlichen Wahrnehmung kämpften nun gut ausgerüstete britische Soldaten gegen Lehrer und Handwerker. Das hat die Freundschaft zwischen den Volksgruppen nicht gerade gesteigert. Es wurden nach der Niederschlagung viele der aufständischen Iren hingerichtet.

Noch mehr wurden aber inhaftiert und zwar gemeinsam, nicht etwa getrennt. Was macht man, wenn man da gemeinsam inhaftiert wird?

Richtig! Man plant den nächsten Aufstand! Nicht clever waren die Briten außerdem, als sie keine Fotos der Inhaftierten anfertigten, so dass diese nach ihrerer Freilassung in der Bevölkerung untertauchen konnten.

Michael Collins


Wir nähern uns der Gründung der irischen Republik und die ist mit dem Namen Michael Collins verbunden. Auf ihn war ein Kopfgeld ausgesetzt und gleich 12 Agenten sollten ihn töten. Dummerweise gab es von denen - anders als von den irischen Gefahgenen - ein Foto, auf dem alle, die auf ihn angesetzt waren, zu sehen waren. Das reichte, um sie innerhalb von wenigen Stunden unschädlich zu machen (das heißt: umzubringen). 

So schien es das erste Mal, dass die Iren nicht den Kürzeren zogen, wie so oft in ihrer Geschichte. Vielleicht ist das deshalb eine Geschichte, die die Iren gerne erzählen. Der Mythos der Unbesiegbarkeit des britischen Empire war damit dahin.

1921 wurde schließlich der Anglo-Irische Vertrag geschlossen, der die Unabhängigkeit der Republik Irlands herbeiführte.

Es bleibt zu hoffen, dass der bevorstehende Austritt Großbrittanniens aus der EU nicht wieder die nun seit Jahren (genauer seit dem sogenannten "Karfreitagsabkommen") verheilenden Wunden wieder aufreißt und die gewalttätigen Auseinandersetzungen in Irland wieder in größerem Maße neu aufflammen.




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