Wer nach dem ersten Tag in Istanbul einen Überblick über die Stadt auf den zwei Kontinenten bekommen hat, sich anhand der Stadtpläne, die es in den Touristeninformationen gibt, ein wenig orientieren kann, der sollte nun darüber nachdenken, ob er den Tag mit einem Besuch des Sultanahmet Platzes oder der Istiklal Straße (Istiklal Caddesi) beginnt. Ein wenig wird die Lage des Hotels entscheidend sein. Generell aber ist meine Empfehlung, sich nicht zu viel vorzunehmen. Weniger ist auch hier mehr. Wahrscheinlich ist es sinnvoller zwei Tage für Touren durch beide „Stadtteile“ zu reservieren.
Am frühen Morgen oder Vormittag ist die Istiklal Straßen, eine Einkaufsstraße, die sich vom Taksim Platz bis zum Tünel, einer der ältesten und kleinsten unterirdischen Standseilbahnen Europas, erstreckt, relativ unbelebt. Sie gehört zum Stadtteil Beyoğlu und war einmal ein Schmelztiegel für viele Kulturen.
Ein Besuch am Vormittag bietet den Vorteil, die schönen alten Passagen relativ ungestört bewundern zu können. Zum Leben aber erwacht die Straße, nach meiner Erfahrung, erst so richtig am späten Nachmittag und Abend, wenn sich Istanbuler und Touristen gleichermaßen sich dort aufhalten. Zahlreiche kleine Galerien, Restaurants, Bars, Kinos und Einkaufsmöglichkeiten laden Sie zum Stöbern, Bewundern, Verweilen ein.
Unbedingt ansehen sollte Sie sich, unabhängig von der Tageszeit, die Suriye Passage, ein Bauwerk des Neoklassizismus, das in den Jahren 1901 bis 1908 entstand. Sie hat die Hausnummer 166 auf der Istiklal Caddesi und soll das erste Gebäude gewesen sein, das in Istanbul mit Strom und Gas versorgt wurde. Außerdem sehenswert sind die Çiçek Passage (Blumenpassage) und die Atlas Passage.  Während die Çiçek Passage heute Gastronomie und kleine Geschäfte beherbergt, sind in der Atlas Passage unter anderem ein Kino und ein Theater untergebracht. 
Ich empfehle Ihnen, auch in die Nebenstraßen einen Blick zu werfen. Kurz vor der Endstation der Straßenbahn ( Tramway ), Tünel, finden sie dort Kneipen, Streetart und Läden, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Auf halber Höhe der Straße finden Sie in einer Parallelstraße  auch ein sehenswertes kleines Museum. Wenn sie den Durchgang des Gebäudes „Odakule“ passieren, finden Sie das „Pera Museum“. Es beherbergt verschiedene Kunstausstellungen und ist in einem sehr schönen Gebäude in der Mesrutiyet Caddesi, Hausnummer 65, untergebracht.
Vom Taksim Platz aus gesehen, fast am Ende der Istiklal Caddesi, ganz in der Nähe der Deutschen Schule Istanbul und der Metrostation Şişhane, befindet sich das Türk- Alman- Kitabevi, die Türkisch- Deutsche Buchhandlung. Sie ist eine Institution  für Deutsche, Deutschsprachige, Deutschlehrer und  Deutschlerner in Istanbul. Im zugehörigen Cafe`können Sie in angenehmer Atmosphäre entspannen und sich überlegen, was Sie als nächstes ansehen möchten.
Sie können zum Beispiel zu Fuß bergab laufend, an zahlreichen Musikgeschäften und am Galataturm vorbei nach Karaköy gelangen, dort in die Straßenbahn  steigen und über die Galatabrücke zum historischen Herzen der Stadt, dem Sultanahmet Platz fahren.
Es ist aber auch möglich, mit der kleinen  unterirdischen Seilbahn, Tünel,  sehr bequem nach Karaköy zu gelangen. Sie überwinden so den Höhenunterschied von ungefähr 61 Metern auf einer Fahrstrecke von etwa 605 Metern.
Wenn Sie noch genügend Lust und Zeit haben, dann ist durchaus auch die Besichtigung des Stadtteils Karaköy zu empfehlen. Von der Istiklal Caddesi kommend, ist die linke Seite  sehenswert. Dort befinden sich, versteckt in den Nebenstraßen, einige  kleine Kirchen. Sie werden vergängliche Straßenkunst entdecken. In den letzten Jahren sind dort zahlreiche Cafes und Restaurants entstanden. Sie erreichen von Karaköy aus fußläufig auch Istanbuls Museum für moderne Kunst, Istanbul Modern.
Auf dem Sultanahmet Platz angekommen, gilt es sich zu entscheiden. Hagia Sophia oder Blaue Moschee? Topkap Palast mit seinen zahlreichen Gebäuden und Ausstellungen, Deutscher Brunnen auf dem Hippodrom? Was möchten Sie sich ansehen? Unbedingt sehenswert ist nach meiner Meinung, trotz der wahrscheinlich langen Besucherschlange, die Yerebatan Zisterne, ein großes Wasserreservoir aus der Antike. Sie finden auch die Bezeichnung Cisterna Basilica oder Versunkener Palast. Sie werden begeistert sein von diesem Bauwerk. Mystisch angestrahlte Säulen, klassische Musik und  Lichtinstallationen entführen sie in den geheimnisvollen Untergrund der Stadt. Versäumen Sie nicht die Tränensäule zu berühren und die Köpfe der Medusa zu bewundern.
Sollten sie vorhaben, sich in Richtung Eminönü, zu den großen Fähranlegern zu bewegen, dann laufen Sie doch an der Palastmauer entlang bergab und bewundern sie die farbigen, rekonstruierten Holzhäuser. Durch den Gülhane Park gelangen Sie zu Fuß und ein wenig abseits des Großstadtlärms zum Bahnhof Sirkeci, dem ehemaligen Endpunkt des Orient Expresses. Schauen sie einmal in das Gebäude hinein und bewundern sie die bunten Glasfenster.
Und dann geht es an die Planung des nächsten Tages. Asien oder Europa?  Stadt oder Prinzeninseln? Oder vielleicht lieber ins Hamam, das Türkische Bad oder auf den großen Basar?  Eine schwere Entscheidung! 

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