Karneval in Kapstadt
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Kapstadt, Karneval, Kaapse Klopse

Karneval in Kapstadt

Kapstadt-Karneval, ja das gibt es. 

Die Kaapse Klopse -  sie kommen mit zerbeulten Trompeten, Trillerpfeifen und Regenschirmen in pink rosa. Wenn sie lärmend durch die Straßen ziehen, dann weiß man: Jetzt geht das Rambazamba wieder los, die Straßen sind gesperrt; die Stadt wird erobert.
Kaapse Klopse wie man sie liebevoll nennt ist offiziell der Faschingsverein "Cape Town Minstrels". Diese bunte Truppe kann man auch für besondere Events buchen. So konnte ich vor einigen Jahren für eine Versicherungsfirma aus Deutschland, die sich für eine Inventive-Reise nach Kapstadt entschieden hatte, eine Begrüßung mit den Kaapse Klopse am Bloubergstrand organisieren.  Unvergessen. 



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Tradition hat es, dass diese bunte Truppe sich am 1. Januar versammeln und durch Bo Kaap ziehen und malayische Lieder singen. Was für eine Party; viele Besucher sind mit ihren Handys unterwegs und können dieses bunte, schrille und lautstarke Treiben nicht glauben. " Das soll jetzt in Kapstadt passieren?".

Sie wurden einst von der Apartheitsregierung vertrieben, weil sie sogenannte Farbige/Mischlinge waren. Weil sie in multiethnischen Vierteln wie dem berühmten District Six lebten. Heute startet die bunte Party genau dort, wo ihre Häuser einmal waren und ziehen durch die Stadt. 
Die Münder und Augen mit kalkweißen Ringen geschminkt, auf den Köpfen Kreissägen oder Panamahüte. Dazu die Blasmusik mit Banjols, Posaunen und Trommeln. Im geordneten Chaos ziehen die bunten Narren durch die ganze Mother City, werfen ihre Hüte in die Luft, kreiseln ihre Schirme, tanzen und singen "Moppies", sogenannte Spottlieder. Sie parodieren eine Militärparade und bringen selbst den humorlosesten Menschen am Ende des Tages zum Lachen.

Der Karneval am Kap hat seinen Ursprung in den Volksumzügen nach der Abschaffung der Sklaverei 1834. Weil aber die Farbigen Lohnsklaven blieben, wurde das »tweede nuwe jaar«, der 2. Januar, an dem sie den Weißen nicht dienen mussten, als Datum der zeitweiligen Befreiung gefeiert. Die geistige Elite der Farbigen hielt wenig von der Gaudi; sie meinte, die Unterdrückten bestätigten dabei nur die Klischees ihrer Unterdrücker. So wurden sie zum Coon, abgeleitet von »racoon«, Waschbär, in Amerika nicht als Synonym für »Nigger« gebraucht?  In der farbigen Arbeiterklasse aber hatte das Wort nie einen rassistischen Beiklang. Im Gegenteil: Der Coon verkörpert kulturelle Identität, er ist ein Verwandter der Minstrels, der schwarzen Spielmänner aus den Südstaaten der USA. Er steht zugleich für die unbezwingbare Heiterkeit und den Lebenswitz der Farbigen.

Als Nelson Mandela im Karneval 1998 als Coon auftrat, war es amtlich: Dieses närrische Volksfest gehört zum Erbe des neuen Südafrika. Es ist Regenbogenkultur pur.




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