Tag 5

In allen Zeiten ihres Bestehens hatten die christlichen Kirchen Einfluss auf das gesellschaftliche, politische und ökonomische Leben.
Mal beherrschte das Christentum, besser gesagt die Kirchenführung, das wirtschaftliche Geschehen; und damit auch die Politik. Andere Male verordneten politische Führer ihren Völkern den 'richtigen' Glauben, und Glaubenskriege zwischen dem katholischen und dem evangelischen Glauben vernichteten Menschenleben und Ländereien.
Dann ließen sich die Kirchen oft - viel zu oft - für politische Zwecke einspannen. Welchen Sinn macht es, wenn gegnerische Truppen in einem Krieg jeweils von ihren Geistlichen Gottes Segen erhalten?
Und oft - viel zu oft - schwiegen die Kirchen auch. Unterdrückte Menschen, Genozid, Ausbeutung, Zerstörung der Natur - mit viel Glück hört m aus den Kirchen leise Stimmen des Protestes; zumeist zu leise und zu spät.

Aus meiner Sicht gehört zur Fastenzeit auch der Verzicht auf Zurückhaltung. Auf Zurückhaltung bei der politischen Positionierung. Auf Zurückhaltung beim offenen Anprangern von Missständen. Auf Zurückhaltung bei der Selbstdarstellung in der Gesellschaft.

Viele alte Kirchenbauten sind kalt, oder wie ein mir bekannter Pfarrer gerne sagt 'naturtemperiert'. Diese physisch zu spürende Kälte muß durch eine geistige und geistliche Wärme ausgeglichen werden.
Der W. singt in einem seiner Lieder*:
"Es ist kalt in diesem Haus. Es ist kalt in diesem Haus. Komm schalt die Ratio aus. Machsmaulauf. Machsmaulauf. Machsmaulauf."
Christliche Kirchen können nur wahr- und angenommen werden, wenn sie öfter die Ratio ausschalten. Wenn sie offen und laut sagen, wofür sie stehen. Wenn sie mehr den Glauben, und noch viel mehr den Willen Gottes nach Frieden, Harmonie und Liebe in den Mittelpunkt stellen. Werte, die in der Gesellschaft und der Politik immer weniger Bedeutung haben.
Die Kirchen können und müssen Kontrapunkte setzen. Lokal und regional variabel, aber dennoch immer offen und laut.

* https://youtu.be/CTn4AjQ8Z90

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