Klimapolitik: Kramp-Karrenbauers Abwrackprämie in der Kritik

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat eine Abwrackprämie für Heizungen ins Gespräch gebracht. Experten zweifeln die Sinnhaftigkeit einer solchen Maßnahme an.

Klimapolitik: Kramp-Karrenbauers Abwrackprämie in der Kritik


Annegret Kramp-Karrenbauer macht dieser Tage verstärkt von sich reden: Erst kürzlich übernahm sie das Amt der Verteidigungsministerin von Ursula von der Leyen, kurz darauf äußerte sie sich in ihrer Funktion als CDU-Vorsitzende. Die Christdemokraten haben den Klimaschutz für sich entdeckt – und so schlug „AKK“ getreu ihrem Vorbild Angela Merkel eine Abwrackprämie vor, allerdings nicht für Autos, sondern für Ölheizungen.

Wir erinnern uns: Im Jahr 2009 führte die deutsche Regierung eine so genannte „Umweltprämie“ für PKW ein, die älter als neun Jahre waren und vom Besitzer der Verschrottung zugeführt wurden. Eine Voraussetzung war der Kauf eines Neuwagens, die Abwrackprämie von 2500 Euro wurde mit dem Kaufpreis verrechnet. So freute sich wenigstens die heimische Automobilbranche – auch wenn der ökologische Erfolg eher bescheiden ausfiel.

Etwas ähnliches schlug Kramp-Karrenbauer nun für Ölheizungen in Privathaushalten vor, um den Sanierungsstau in deutschen Heizungskellern zu beheben. Bisher ist diese Forderung noch nicht sehr konkret. Doch sie stößt bereits auf Kritik. Eine nachhaltige Klimaschutzstrategie im Gebäudebereich könne die Prämie nicht ersetzen, sagt Adrian Willig, Geschäftsführer des Instituts für Wärme und Oeltechnik (IWO): "Es ist sinnvoll, alte Heizungen gegen neue, effizientere Geräte auszutauschen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass sich die technischen Voraussetzungen und Anforderungen von Haus zu Haus unterscheiden."

Willig weiter: "Gerade im ländlichen Raum gibt es in vielen Fällen zum Einbau einer effizienten Öl-Brennwertheizung, insbesondere als Hybridheizung in Kombination mit erneuerbaren Energien, keine technisch sinnvolle oder bezahlbare Alternative. Allein solche Maßnahmen ermöglichen CO2-Einsparungen von rund 50 Prozent. Durch Dämmung der Gebäudehülle lässt sich dieser Wert noch weiter steigern." Auch deswegen sollten Programme zum Austausch alter Heizkessel nachhaltig, dauerhaft und technologieoffen gestaltet werden.

Der Bedarf ist dabei ohne Zweifel da: Fast zwölf Millionen Gas- und Ölheizungen entsprechen in Deutschland nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik. Dementsprechend groß ist der Modernisierungsbedarf. Doch die Sanierungsquote stagniert auf niedrigem Niveau. "Wir brauchen viel mehr Modernisierungen. In Anbetracht der enormen Herausforderungen bei der Wärmewende haben wir noch einen Marathonlauf vor uns, keinen Sprint. Eine kurzfristig angelegte Abwrackprämie ist hierfür nicht das passende Instrument. Viel wichtiger wäre es, für Hauseigentümer langfristig verlässliche Rahmenbedingungen und, damit verbunden, dauerhafte Anreize zu schaffen - zum Beispiel in Form einer attraktiven steuerlichen Förderung für Sanierungsmaßnahmen", so Willig.

CO2-Emissionen bereits um 45 Prozent reduziert


Technologische Vorgaben sollten dabei, laut Willig, vermieden werden: "Wichtig ist, dass die CO2-Emissionen im Gebäudebereich sinken. Wie das umgesetzt wird, sollten die Eigentümer selbst entscheiden können." Dafür gebe es vielfältige Optionen, zum Beispiel die Kombination moderner Öl-Brennwertheizungen mit Photovoltaik oder Solarthermie. Und: Die bisherigen Erfolge sind nicht von der Hand zu weisen – auch wenn immer mehr geht: "Die Treibhausgasminderung bei ölbeheizten Gebäuden seit 1990 beträgt bereits beachtliche 45 Prozent", berichtet Willig. Daher sei es wichtig, dass auch derartige Lösungen bei der künftigen Gestaltung von Rahmenbedingungen anerkannt werden.

Klimaneutrale Perspektive


"Darüber hinaus haben moderne Brennwertgeräte durch den künftigen Einsatz treibhausgasreduzierter Energieträger, wie fortschrittlichen Biobrennstoffen oder E-Fuels, langfristig eine CO2-neutrale Perspektive", betont Willig. Dass Haushalte mit Ölheizung die Klimaziele so erreichen können, habe erst kürzlich eine aktuelle Studie des ITG Dresden gezeigt.



0 Kommentare