Myanmar – golden, geheimnisvoll und beeindruckend (2)

Bagan aus dem Heißluftballon betrachtet, Nats und Klöster, die längste Teakholzbrücke der Welt und noch so viel mehr



Nach zwei Tagen ließen wir das quirlige Yangon hinter uns, es ging mit dem Flugzeug nach Bagan. Zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert war Bagan, strategisch günstig am Fluss Irrawaddy gelegen, Sitz der Monarchen und Zentrum Myanmars. Heute ist Bagan eine der bedeutendsten historischen Stätten Asiens. Zahlreiche Pagoden, Stupas, Tempel befinden sich in einem Gebiet, das als „Archäologische Zone“ bezeichnet wird. Seit Juli 2019 ist Bagan Bestandteil des UNESCO Weltkulturerbes. In Bagan finden sich beeindruckende Beispiele der buddhistischen Architektur, zum Beispiel der Gubyaukgui Tempel mit einzigartigen Wandmalereien zum Leben Buddhas.
Der Flughafen in Bagan ist sehr klein, sehr gemütlich und aus Yangon kommend, werden bereits im Landeanflug auf Bagan die Ausmaße und die Schönheit der rötlichen, gelblichen und weißen Tempelanlagen und Pagoden deutlich. Ein beeindruckendes Bild.  Ganz entspannt geht  es nach der Landung weiter, das Gepäck wird per Hand zugeteilt, jeder wartet geduldig, bis sein Gepäckstück aus dem Flugzeug in die Ankunftshalle gebracht und aufgereiht wird. 
Mit dem Reisebus ging es für uns zunächst auf den Nyaung Oo Markt- vom Ei bis zu Fisch und Fleisch, vom Besen bis zum Musikinstrument- das Angebot ist riesig, vielfältig und zum Teil, für den europäischen Touristen zumindest, auch wundersam.
Dieser Marktbesuch war so ganz anders als in Yangon und genau deshalb ein Erlebnis, auf das man sich einlassen sollte, wenn man ein Stück vom Leben und vom Alltag der Menschen in Myanmar erleben möchte. Enge, mit Stoff überdachte Gänge, in denen sich die Verkaufstische, nach Warengruppen getrennt, aneinanderreihen, exotische Gerüche, unbekanntes Obst und Gemüse. Daneben bunte Plastikartikel, Korb – und Holzwaren für den Alltagsgebrauch, kaum spezielle Touristenware. Ein Potpourri aus Düften und Gerüchen, Unmengen von Fotomotiven. Auf den Tischen, zwischen ihren Waren sitzend, geschäftige Händler und Händlerinnen, Frauen und Mädchen, mit ihren Kindern, Geschwistern in der Hängematte oder auf dem Schoß.  So wird der Markt mir in Erinnerung bleiben.
Ein Tag in Bagan war viel zu wenig, um sich auch nur annähernd einen Überblick über die historischen Denkmäler zu verschaffen, das Alltagsleben der Menschen in der Baganregion wahrzunehmen und die Shwezigon Pagode, in der sich 2 Reliquien von Gautama Buddha befinden sollen, zu besuchen.
Letztere Pagode ist übrigens auch ein eindrucksvolles ein Beispiel dafür, dass die Buddhisten in Myanmar sich auch der Gunst der „Nats“, der Geister aus vorbuddhistischer Zeit, sicher sein wollen und sie verehren. Diese Tatsache stellt scheinbar überhaupt keinen Widerspruch dar. Innerhalb der Anlage gibt es nämlich einen Schrein mit der Statue des Nat- Geister - Königs Thagyamin, vor den Blumen oder Früchte als besänftigende Gaben abgelegt werden.  
Am nächsten Morgen ging es mit dem Heißluftballon hoch hinaus. Etwa eine Stunde dauerte die Fahrt in etwa 90 Metern Höhe über die Ebene mit Pagoden und Tempeln bis zum Fluss Irrawaddy. Zeit, um den überwältigenden Ausblick und die Stille in der Luft zu genießen. Diese Ballonfahrt war zweifelsohne ein Höhepunkt der Reise, auch wenn seit einiger Zeit feste Fahrtrouten vorgeschrieben sind, die es nicht mehr erlauben, das mit den Ballons über das Zentrum der Pagodenfelder zu fahren.
Mit dem Bus ging es dann weiter in Richtung Mandalay. Wir besichtigten Palmenplantagen, auf denen Palmzucker und Palmschnaps hergestellt wurden, eine Weberei, Marmorwerkstätten, eine Manufaktur für aufwendig hergestellte und sehr filigran bemalte Lackarbeiten, in denen aus riesigen weißen Marmorblöcken Buddhafiguren hergestellt werden.
Auf unserer Reiseroute lag auch Mount Popa, ein erloschener Vulkankegel. Mount Popa, eigentlich Popa Taung Kalat, ist Myanmars bedeutendstes Zentrum der Nat – Geister – Verehrung und deshalb auch ein Pilgerort für viele Einwohner Myanmars, denn hier befindet sich der Schrein des Muttergeistes.
Über 777 Stufen gelangt man zur Tuyin Taung Pagode auf dem Gipfel des Berges. Achtung! Wer sich für den Aufstieg entscheidet, sollte sich vor den vielen äußerst frechen und angriffslustigen Affen vorsehen, denn die Makaken sind schnelle und geschickte kleine Diebe, die den Besuchern „auflauern“.
Weiter ging die Fahrt in Richtung Mandalay. Nach Yangon ist Mandalay die zweitgrößte Stadt Myanmars, dementsprechend chaotisch ist der Straßenverkehr.  Wer Mandalay besichtigt, der sollte sich aber unbedingt die Zeit für einen Bummel über die Basare der Stadt gönnen. Mandalay ist lebendig, bunt und eigentlich sehr orientierungsfreundlich, da die Straßen im Zentrum rechtwinklig angelegt sind.
Ich empfehle eine Fahrt mit den öffentlichen Bussen. Sicher hilft man im Hotel gerne dabei, den richtigen Bus zu erwischen und so nah, wie bei einer Busfahrt, kommen sich Einheimische und Touristen mit Sicherheit nicht oft, zur Freude aller Beteiligten übrigens. Zurück zum Hotel kamen wir per Anhalter -  wiederum ein großer Spaß für beide Seiten -  für das freundliche junge Paar, das uns auf der Ladefläche ihres Pickups bereitwillig und trotz der Tatsache, dass unser Hotel nicht auf ihrer eigentlichen Strecke lag, dorthin brachte und für uns.
Die Tage in Mandalay waren angefüllt mit so viel Schönem. Neben der Besichtigung der Kuthodaw Pagode mit „ dem größten Buch der Welt“,  einer Sammlung von 729 Marmorplatten mit buddhistischen Lehren und dem Besuch des  Shwenandaw Klosters, dessen Holzgravuren vom großen handwerklichen Geschick der Erbauer zeugen, sind mir drei Erinnerungen besonders wichtig.
Zunächst ist da der Besuch eines weiteren Klosters. An einem Abend konnten wir der Andacht und den Gesängen der Novizen und Mönche im Shwe Kyin Kloster lauschen.
Dann ist es der Sonnenuntergang an einem See. Aus Berichten über Myanmar wird vielleicht die längste Teakholzbrücke der Welt, die 1,2 km lange U – Bein – Brücke in der Nähe von Amarapura, bekannt sein. U Bein war übrigens der Name des Bürgermeisters, der den Bau dieses imposanten Bauwerkes veranlasste. Getragen von über 1000 Stelzen, überspannt sie südlich von Mandalay den Taungthamansee. Wir erreichten diesen belebten Platz am Abend und genossen so den Anblick der Brücke im Sonnenuntergang – einmalig! Der Himmel färbte sich blutrot, Menschenmassen spazierten über die Brücke, Touristinnen und Touristen, Mönche, Nonnen, bunte Boote auf dem See, Händler – ein Platz um stehenzubleiben, Fotos zu machen, zu beobachten und die Silhouetten der Menschen und der Brücke im abendlichen Gegenlicht zu bestaunen.  
Außerdem hat mich der Besuch des Mahamuni Tempels sehr beeindruckt. In der Pagode befindet sich eines der am meisten verehrten Abbilder Buddhas, eine von fünf Statuen, die noch zu Lebzeiten Siddharta Gautamas gegossen worden sein soll. So jedenfalls sagt es die Legende. Jeden Tag wird diese Statue von männlichen Besuchern mit Blattgold beklebt. Frauen dürfen den Tempel betreten, jedoch nicht das innere Heiligtum. Nach der Shwegadon Pagode in Yangon ist es der wichtigste Tempel in Myanmar. Am Tag unseres Besuches wimmelte es von festlich herausgeputzten, geschminkten Kindern und stolzen Eltern, die sich professionell ablichten ließen. Dabei sollte es sich um den sogenannten „Ohrringe Tag“ für die Mädchen in der Familie handeln, ein Fest zu Ehren der Töchter und ein Farbenrausch für die Beobachterinnen und Beobachter.
Wir verließen die Region Mandalay, die so viele „Hotspots“ bietet, viel zu schnell, nach schon drei Tagen, in Richtung Inle - See.
 



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