Pfingsten - ein paar Gedanken zu Kirche und den Wandel in der Geschichte
4,00



Pfingsten, das bedeutet für viele ein langes Wochenende. Zeit für Ausflüge, einen Kurzurlaub oder Zeit, um sich einmal ausgiebig ausruhen zu können, seinen eigenen Interessen nachgehen zu können.

Interessen, die mit der Bedeutung des Festes zu tun haben, werden allerdings immer seltener gepflegt. Zu Pfingsten ist im Gegensatz zu Weihnachten oder vereinzelt auch Ostern die Kirche oft leer.

Ein Symbol, wofür die Kirche heute steht? Denn mit Pfingsten wird auch die Geburt der Kirche gefeiert. Eine Geburtstagsfeier, zu der kaum einer kommt? Das glaube ich nicht. Ich glaube eher an den Wandel. Dazu ist mir bei einem Ausflug vor Pfingsten folgende Geschichte 'zugeflogen', denn es war ein stürmischer Tag.

Doch zu Beginn hole ich das Bild aus frühen Tagen der gesamten Christenheit, ohne Aufspaltung in verschiedenen Kirchen, vor meine Auge. Ich erinnere mich an die Katakomben direkt vor der Stadt Rom gelegen, wo sich Christen heimlich trafen. Dort gibt es Gräber unter Erde, ebenso verborgen. Damals brauchte es viel Mut, ein Christ zu sein. Ich habe damals als junger Mensch, als ich in diesen Katakomben stand, diesen Mut bewundert.

Heute braucht man diesen Mut in Europa nicht mehr. Aber außerhalb Europas, als Minderheit, mit einem intoleranten Regime vielleicht, da braucht es auch heute noch Mut, Christ zu sein. Aber genauso geht es allen anderen Minderheiten überall auf der Welt.

Zurück zu meinem Ausflug. Dort traf ich auf eine der ältesten Kirchen im Landkreis Nordhausen im nördlichen Thüringen.

Um 720 wurde die Marienkirche in Ellrich geweiht. Zu dieser Zeit dienten Kirchen auch als Schutzburg für die noch junge Siedlung. Doch die Stadt entwickelte sich anders als gedacht, so dass rund 200 Jahre später eine weitere Kirche gebaut wurde. Dieser Bau geht auf Heinrich I. und seiner zweiten Frau Mathilde zurück. Heinrich I. war ein Enkel des Liudolf aus Bad Gandersheim und Brunshausen, Mathilde kam aus dem damaligen Sachsen.

Nach der Weihe der neuen Kirche stand die Marienkirche auf dem Frauenberge im Abseits. Ähnlich wie Kloster Brunshausen wurde sie zeitweise auch als Stall benutzt. Sie blieb aber auf Grund ihrer festungsartigen Bauweise immer erhalten.

Der Marktkirche St. Johannis erging es auch nicht viel besser, genauso wie vielen anderen Kirchen in diesen Zeit. Nach Bränden erfolgte ein Wiederaufbau. Nach einer Katastrophe ging es an den Wiederaufbau. Da muss ich kurz innehalte und an den neuesten Kirchenbrand in Paris denken.

In Ellrich endete die Kirchenpflege 1961. Während die Marktkirche erst einmal verfiel, fand sich die Kirchengemeinde zusammen und sanierte die Marienkirche. Seit 1958 leistete die Gemeinde in Eigenarbeit Unglaubliches, so dass die Kirche heute unter Denkmalschutz steht.

Ich spaziere zur Marktkirche hinüber. Ich betrachte die Baustelle und betrete die Kirche. Auch hier hat man sich zusammengefunden. Auch hier wurde und wird noch restauriert. 2008 fand eine neue Weihe statt. Auch hier unterstützt die Gemeinde. Zusammen mit einem Förderverein wird hier aus einer Ruine eine beachtliche Kirche.

Wie sich die Zeiten wandeln, so ändert sich auch die Kirche. Vielleicht nicht immer so, wie wir uns das wünschen. Aber Gemeinde besteht aus Menschen. Das sagt das Pfingstfest auch aus. Und die Geschichte der beiden Kirchen sind zwei positive Beispiele dafür.

Vielleicht werden Kirche und Gemeinde neue Wege gehen, aber oft Jahrhunderte-, manchmal Jahrtausende-alten Kirchengebäude haben soviel an Geschichte überstanden, dass sie zu besonderen Orten geworden sind. Orte, die auch ohne Gottesdienst Ruhe, Kraft, Raum zum Nachdenken bieten.

Ruheorte für alle Menschen.



0 Kommentare