Salzglasiertes Steinzeug kann Lebensmittelgerüche kompensieren
4,40

Die gute alte Käseglocke

Salzglasiertes Steinzeug kann Lebensmittelgerüche kompensieren


Käse


Lange habe ich auf geruchsstarke Käsesorten verzichtet. Das Öffnen des Kühlschrankes und der dann ausströmende Stinkegeruch, führten zu dieser Entbehrung. Wenn Gäste in meiner Wohnküche saßen und ich die Kühlschranktür öffnete, war mir der Geruch tatsächlich immer etwas peinlich.

Ich erklärte dann stets entschuldigend, dass gerade „Stinkekäse“ in meinem Kühlschrank wohnt. Gemeine Kommentare, wie z. B. „daher kommt sowas nicht in meinen Kühlschrank“, hastiges Fensteraufreißen und Nasezuhalten, stützten irgendwann meine Entscheidung des Verzichtes.

Für mich ein wahrlich hartes Los. Ich liebe gerade Käsesorten, die genau diese Geruchseigenschaften haben. Dieses unverkennbare Aroma zeigt mir gewissenhaft beim Schnuppertest im Geschäft, dass diese Sorte schmecken wird.

Lange habe ich mich damit abfinden können und schon fast vergessen, bis zu einem Telefonat mit Freundin N. Diese ist seit geraumer Zeit Verpackungsverächterin. Sie bewahrt ihre Lebensmittel nur noch in Ton, Glas, oder Keramik auf. Ständig ist sie auf der Suche nach müllfreien Ideen. Ihre jüngste Suche bezog sich auf eine geeignete Käseaufbewahrung.

Unser Gespräch weckte die Erinnerung in mir, dass in meiner Kindheit eine für mich scheußliche blau-graue Käseglocke des Öfteren auf dem Tisch stand. Auf grauem Untergrund waren schwungvoll mit dicken Pinselstrichen eine Blume und grob Verschnörkeltes aufgemalt. Ein klobiger Teller wurde von einer mächtigen Haube abgedeckt. Das Tragen dieses Ensembles erforderte für mich als Kind große Anstrengung.

Genau dieses Monstrum ruhte noch in meinem Keller. So einige Male hatte ich es in den Händen und wollte es entsorgen. Ein inneres Widerstreben, gepaart mit schlechtem Gewissen, hielten mich immer wieder von diesem Vorhaben ab. Nach dem Telefonat begab ich mich sofort in den Keller und fand ohne viel Suchen dieses alte Exemplar. Gebrauchsbestimmt stand brüsk KÄSE auf dem Oberteil.

Nach einer gründlichen Reinigung wanderte die Glocke mit gemischtem Käse in den Kühlschrank. Ungelogen, nur in Butterbrotpapier eingewickelt hielt sich Hartkäse zusammen mit Harzer und Camembert über Wochen unter dieser Glocke. Mein Experiment wurde von mir und Gästen kritisch regelmäßig überprüft. Es gab weder einen Geschmacks- noch einen Aromaverlust. Üble Ausdünstungen beim Öffnen des Eisschrankes gehörten der Vergangenheit an. Meine Rettung!

Neugierig machte ich mich im Internet auf die Suche nach dieser für mich erfreulichen Entdeckung. Wo sie herkam, wie sie hergestellt wurde oder ob es diese Art noch gibt. Ich wurde fündig. Es handelt sich um salzglasiertes Steinzeug, welches besondere Vorzüge hat. Absolut bleifrei gebrannt, ergibt die spezielle Herstellung dieses Tons ein wasserdichtes, geschmackneutrales und robustes Ergebnis. Den Spülmaschinengang hat meine Glocke schon mehrfach ohne Probleme überstanden. Etwas teurer ist diese Tonart, da es nicht mehr viele Töpfereien gibt, die sich mit dieser aufwendigen Arbeit beschäftigen.

Nun habe ich ein gutes altes Stück von meiner Mutter geerbt, worum mich Liebhaber sicherlich beneiden. Was für ein Gewinn für mich mit meiner Käse- und Gästeliebe.

Dank an N. und natürlich Dank an meine Familie, die mir das Stück überlassen hat.




0 Kommentare