Sechzehn Pfoten: Luzifer und George

Kater Luzifer ist verzweifelt. Da trifft er George, den Berner Sennenhund


Es war einmal ein wunderschöner, schwarzer Rassekater, der bei Menschen in einer Wohnung lebte. Er kannte kein „Draußen sein“, er konnte nicht jagen und sich selber versorgen. Er war ein Luxusgeschöpf, ein Deko-Artikel.



Er kannte streicheln, Futter aus dem Napf, aber keinen Regen, keine Vogelstimmen, nichts. So verbrachte er einige Jahre.

Dann, PLÖTZLICH, war alles anders.

Der schwarze Kater fand sich draußen wieder. Es war manchmal kalt und nass, er hatte Hunger und niemand gab ihr was. Andere Katzen, auf die er traf, verprügelten ihn. Er prügelte zurück, aber er verlor. Es gab kaum was zu essen – manchmal fraß er Futter, das andere Katzen übrig ließen. Aber es war zu selten und zu wenig.
Einmal riß ein Kater ihm das rechte Ohr auf und ein Stückchen da heraus. Manchmal traf er Hunde. Die jagten ihn oft und bellten ihn furchtbar aus.

Der Kater wurde immer schlapper und müder. Er hatte furchtbaren Hunger und war traurig. Ab und zu fand sie einen toten Vogel, den er fressen konnte, aber in seinem Magen
rumorte es. Irgendwie schienen diese Tiere nicht gesund zu sein. Irgendwas war da in ihm, was ihm Schmerzen bereitete.

Er versuchte, in Gärten und an Häusern Menschen zu finden, die ihm Fressen gaben. Aber die Menschen jagten ihn weg. Sie traten ihn und warfen Dinge nach ihm.

„Scheißvieh, kack mir nich aufn Rasen!“

„Hau ab, du schwarzes Biest.“

„Verschwinde !“



„Hol mir bloß keine Vögel weg hier!“

„IGITT! Eine schwarze Katze! Jag die
bloß weg, das bringt Unglück!“

Irgendwann hatte der Kater die Nase voll von allem. Er war so schwach, dass er kaum noch weiter konnte.

Ich werde wohl ins Regenbogenland gehen.Da habe ich ein Zuhause und keine Schmerzen mehr. Ich kann einfach nicht mehr. Ich will nicht mehr. Was hab ich denn getan? Warum wollten mich die Menschen nicht mehr? Ich war doch so toll. So schön. Und so teuer!“

Psst, hey du.“

Hä?“

Hey. Du schwarzes Puschelkätzchen.“

PUSCHEL????? Du hastse wohl nich
alle.“


Mein Name ist George. Ich bin eine
Seele im Regenbogenland.“


Oh, wie schön. Ich will zu euch kommen. Bitte hol mich.“

Das kannste vergessen, Süßer. Deine Zeit ist noch nicht gekommen.“

Ich kann aber nicht mehr.“

Ich weiß. Ich war früher ein Berner Sennenhund. Mir ging es genau wie dir.“

Ein H U N D ? Hau bloß ab, du!“

„Jetzt halt mal den Ball flach. Ich hab auch als Hund alle Katzen gern gehabt. Ich hatte sogar eine Katzenschwester. Se hieß Mrs Murphy. Und hier im Regenbogenland ist es sowieso egal, was man mal war, Hund, Katze, Maus. Wir haben ja keine Körper mehr.“



Na gut. Aber wieso ging es dir dann wie mir?“
Ich war ein wunderschöner, kraftstrotzender, prächtiger Rüde, eine absolute Schau. Eines Tages aber hat mein Mensch mich an einen Baum gebunden und ist abgehauen.Ich war allein undfestgebunden. Ich hatte Hunger und Angst.
Ich war tagelang bei Eis und Schnee im Wald, bis mich Menschen fanden, und ins Tierheim brachten. Eines Tages kamen da dann Oma und Opa. Und die haben meiner Mama gesagt, dass ich toll bin. Dann haben sie mich abgeholt, und wir lebten zusammen, viele Jahre lang
glücklich und voller Liebe. Dann wurde ich krank und mußte sterben.“


Hm, da hast du Glück gehabt.Aber was willste von mir?

Erstens: Es gibt Menschen, die Tiere lieben und sich um sie kümmern. Auch um Second-Hand- Tiere wie uns.“

Second Hand? Ich bin eine RASSEKATZE!“

Komm mal von deinem hohen Roß,Süßer. Rasse ist scheißegal, wenn die Menschen deiner überdrüssig sind. Rasse bedeutet bei manchen nur: du bist zum Vorzeigen und angeben, nicht zum Lieben. Vielleicht noch zum Geld machen, wenn sie deine Babies verkaufen können.“

Guck mich mal an. Ich kann mich nirgendwo mehr sehen lassen. Ich bin verfilzt und verlaust. Und hab ein kaputtes Ohr. Vorzeigen kannste drauf pupsen.“

Tja, dann musst Du wohl zu Menschen, denen das egal ist.“

Sowas gibt’s nicht.“

DOCH.“

Bullshit!“

Der Kater hörte einen tiefen Seufzer. „Also, hier ist mein Vorschlag: Du gehst noch eine Weile in diese Richtung. Dann kommst Du zu meinem früheren Garten. Du wirst eine getigerte Katze namens Mrs Murphy treffen. Die wird Dir alles weitere sagen.“

Ich weiß nicht.“ Der Kater war so müde und ausgehungert, dass er nicht mehr weiter gehen mochte.

Kannste dir überlegen, kleiner Dickkopf. Entweder oder. Du bist abgemagert, hast Würmer von den ganzen Vogelkadavern, die du gefressen hast, und Zecken hast du auch.
Diese Zecken haben mich umgebracht. Du hast nicht mehr lange. Überlegs dir.
Gib den Menschen eine Chance.“


Ok, aber ich rede nicht mit den Menschen. Ich fresse, was die Murphy überläßt.“

Soll mir recht sein.“

So machte sich der schwarze Kater auf den Weg, um dem Menschen eine letzte Chance zu geben. Er fand dann auch den Garten und auch die getigerte Katze. Wie es weitergeht, lest Ihr später, wenn Ihr mögt.




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