Selbstverantwortung bringt uns die Freiheit!

Ein paar nachspürenswerte Gedanken zu Verantwortung und Selbstverantwortung - und eine Einladung, sein Leben (wieder) selbst in die Hand zu nehmen!

Selbstverantwortung bringt uns die Freiheit!

Neulich war ich zur Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt. An der Rezeption saß eine neue Sprechstundenhilfe. Wegen einer eventuell notwendigen Betäubung fragte sie mich: „Welche Medikamente nehmen sie?“ Ich antwortete wahrheitsgemäß: „Keine!“ Die junge Dame schaute erstaunt auf und musterte mich, einen Mitt-Fünfziger Mann vor sich. Ungläubig wiederholte sie ihre Frage: „Welche Medikamente nehmen sie?“

Man beachte die rhetorische Feinheit, dass sie mir von vornherein unterstellte, dass ein Mann in meinem Alter einfach irgendwas nehmen muss (jedenfalls in unserer von Zivilisationskrankheiten geplagten Gesellschaft). Ich wiederholte meine Antwort: „Gar keine!“. Dann durchzuckte mich ein kleiner Schalk und ich ergänzte, mit meinem schönsten Lächeln auf den Lippen: „Oh sorry, ich nehme doch was: Giersch, Löwenzahn, Brennessel …“

Die Aufzählung meiner Lieblingsheilkräuter, die ich in der Tat regelmäßig in meine Smoothies tue, überforderte die gute Frau jetzt dermaßen, dass sie mich ignorierte und sich schweigend ihrem Computer zuwandte.

So schade. Ich war gerade mächtig in Fahrt gekommen und hätte sie gerne noch an meinen weiteren Erfahrungen zur Gesundheitspflege teilhaben lassen, z.B. mit Qi Gong, Meditation oder Barfußgängen im Wald. Ich hätte ihr sogar ein paar Yogaübungen gezeigt. Nun war die Sprechstundenhilfe aber leider ziemlich busy und so konnte ich in Ruhe meinen Gedanken im Wartezimmer nachhängen.

So witzig ich die ganze Situation fand, „real slapstik“ sozusagen, schien sie mir doch ein deutliches Symptom dafür zu sein, was in unserer Gesellschaft irgendwie schief läuft.

Ein großer Teil der Menschen hat keine Lust auf Bewegung und Sport und interessiert sich auch nicht sonderlich für gesunde Ernährung, sondern zieht sich allen möglichen Kram rein. Für den die Definition „Lebensmittel“ völlig unpassend ist. Da lebt nix und hat auch nie was gelebt … Es ist ähnlich wie bei Rauchern, die wissen auch, dass es ungesund ist, machen es aber trotzdem.

Ich will das hier auch keinem vermiesen, eine moralinsaure Verbotskultur ist so überhaupt nicht mein Ding. Eine Veränderung von Verhaltensweisen funktioniert auf Dauer nur über die eigene Einsicht – oder gar nicht. Ich möchte auch nicht vegan leben, nur weil das für andere der ultimative Maßstab ist.

Nur, bitteschön, wenn man`s dann übertreibt mit „schlechten“ Lebensgewohnheiten – dann auch die Verantwortung dafür übernehmen und nicht alle voll jammern, wenn es einen erwischt.

Man kann vom „Konto bei der Bank des Lebens“ - ein herrliches Bild zur Verdeutlichung, wie ich finde – lange Zeit abheben. Ohne dass der Körper offen gegen die permanente Missachtung rebelliert. Aber bei vielen Menschen (meistens so ab 40, weil dann die Lebensenergie nachlässt), kommt irgendwann der Tag der Zahlung, mit Zins und Zinseszins.

Das sind dann die sogenannten Zivilisationskrankheiten, wie Bluthochdruck, Krebs, Diabetes etc. - die jetzt sogar schon Kinder bekommen, ein neues Phänomen, mit Zuwachsraten bis zu 70 % !!!

Interessant ist, wie die Menschen häufig damit umgehen, wenn sie mit den Konsequenzen ihres eigenen Verhaltens konfrontiert werden. Oft wird die Verantwortung für die eigene Gesundheit abgegeben und dieses Mal an den Arzt delegiert: „Bitte mach mich heil und gesund und gib mir ein Medikament!“ Die Heilungserwartung richtet sich nach Außen, an Arzt und Tablette. Bloß nicht selbst etwas tun und im Innen an den wirklichen Ursachen arbeiten. Das könnte ja Anstrengung bedeuten.

Damit hier kein Missverständnis aufkommt: ich bin überhaupt nicht gegen Arztbesuche und/oder Schulmedizin (ich liebe meinen Zahnarzt, lach … der ist voll cool). Wenn in meinem Leben irgend etwas passiert, suche ich auch im Außen nach Lösungen. Ich schließe nicht von vornherein etwas aus, was hilfreich für mich sein könnte. Aber offensichtlich haben wir in unserer Gesellschaft eine stark verwurzelte Tendenz, Dinge, die wir selbst tun müssten, nach Außen zu delegieren. Die Erwartungshaltung richtet sich einseitig aus, Selbstverantwortung wird nicht übernommen, die Verantwortung an andere Leute abgegeben. Versagen die, hat man den perfekten Sündenbock für die eigene Misere.

Mir wird gerade bewusst, dass das nicht nur im gesundheitlichen Bereich teilweise so läuft, sondern auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen wie dem Sozialen oder dem Politischen.

Unsere Gesellschaft wählt die Parteien und Politiker, die am besten versprechen, dass der Weg möglichst bequem für den Bürger wird. Bequem und einfach in der Gegenwart, aber leider ohne Nachhaltigkeit, ohne Rücksicht auf die Folgen und Konsequenzen für die weiteren Generationen.

Wir als Wähler müssen dabei so butterweich auf unsere „Eliten“ wirken (die oft keine sind, im Sinne von herausragender Qualität in Intellekt, Geist und Moral, in vorrausschauendem Denken und Handeln!), dass zunehmend Gesetze beschlossen werden, die weiter die Demokratie aushöhlen. Außerdem die Macht (und Missbrauch) von großen Konzernen, Banken, Versicherungen festigen, Politiker schön in der Nähe der Geld Pfründe halten und den Bürgern ihre Freiheitsrechte einschränken. Das Ganze wird dabei nicht hammerhart serviert wie in den zahlreichen Diktaturen der Welt, sondern schön subtil. Wir sind so ganz filigran auf dem Weg in eine Gesinnungsdiktatur. Das erinnert mich an die Geschichte mit dem Frosch im heißen Wasser, der nicht rausspringt – weil man die Temperatur langsam erhöht.

Die gewollte Unmündigkeit der Bürger ist dabei aber nicht nur von oben gewollt - zwecks leichterer Ausbeutung, Manipulation und Kontrolle - sondern auch von unten! Der Gewinn der Bequemlichkeit und der Verbleib in der kuscheligen Komfortzone ist einfach zu verlockend für die meisten Menschen. Dies alles ist sehr schade - Selbstverantwortung und Verantwortung bedeuten Freiheit !!!

Und mir fällt an dieser Stelle einmal mehr die bekannte schöne Indianergeschichte mit dem Wolf ein:

Ein alter Indianer saß mit seinem Enkel am Feuer und sprach: In mir wütet ein Kampf! Es ist eine Auseinandersetzung zwischen zwei Wölfen, die in meinem Herzen wohnen. Der eine Wolf ist böse, er besteht aus Wut, Eifersucht, Habgier,Groll und Lügen. Der andere Wolf ist gut, er ist Freude, Friede, Liebe, Hoffnung, Demut und Mitgefühl. In jedem Menschen wütet der Kampf! Der Enkel dachte über die Worte nach und fragte dann: Welcher Wolf wird gewinnen? Der alte Indianer sagte: Der, den du fütterst.

Ja, so ist es! Und welchen „inneren“ Wolf füttern wir? Den der Selbstverantwortung – oder den der Flucht aus eben dieser?

Wollte ich jetzt einfach mal loswerden – nach meinem Zahnarztbesuch :-)
Viele liebe Grüße von Ralf Kellmereit



 



 




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