Silver Surfer
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Neue Medien als Bereicherung im Alter?

Silver Surfer


„Frau Müller, welche Bedeutung haben in Ihrem Alter (63) Computer, Internet und die ganzen neuen Medien für Sie?“

Meinen ersten Computer hatte ich so Anfang/Mitte der neunziger Jahre. Da gab es noch Disketten und Dos. Was für eine Fuselarbeit das war. In der Nacht beim ersten Einrichten sprach dann der Drucker mit mir. Das kam völlig unerwartet. Ich hing vor Schreck senkrecht an der Decke. Es war so aufregend und alles völlig neu für mich. Jesses, ich habe nächtelang mit den freundlichen Herren von T-Online (war das damals schon T-Online? Ich erinnere mich nicht.) telefoniert und mich manchmal bis auf die Knochen blamiert, weil ich zum Beispiel schlichtweg vergessen hatte den Stecker einzustecken.

Dann die ersten Computerspiele. „Siedler“ auf Disketten war für mich ganz großes Kino und dann Myst, schlichtweg Magie. Ich hätte jedes Mal heulen können vor Freude und Stolz, wenn ich wieder etwas Neues entdeckte. Viel später kamen dann die Sims und ich gestehe, ich liebe dieses Spiel noch heute. Mit den Spielen an den Konsolen meiner Kinder konnte ich mich jedoch nie richtig anfreunden. Heute schaue ich gerne meinem Sohn zu und staune über die Gestaltung und Grafik und sein Können. Ist immer noch reine Zauberei für mich.

Die Chats waren damals sooo langsam, da konntest du zwischen den Antworten den gesamten Haushalt machen. Für mich waren der PC und später das Handy als alleinerziehende Mutter zweier Kinder ein richtiger Befreiungsschlag. Ich kommunizierte, meistens in der Nacht, mit Gott und der Welt und fühlte mich teilhabend und bereichert.

Das ist bis heute so geblieben. Die Kinder sind groß und selbstständig und ich älter und mit Zipperleins geplagt. Doch ich kann schreiben und nutze die neuen sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter, Pinterest, Xing und Instagram viel und oft. Ich teile fast täglich meine Texte, meine Lebenserfahrungen, meine Fragen, Zweifeln, Ängste, Hoffnungen mit vielen Menschen weltweit. Und ich bin Bloggerin mit Leib und Seele.

Der PC und auch die Apps fürs Handy sind, neben den realen Kontakten hier im Dorf, meine Kommunikationswerkzeuge. Ja, ich kaufe auch ein übers Netz, wenn mir der Weg in die nächste Stadt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu weit oder zu teuer ist. Und ich lese mich jeden Morgen beim Kaffeetrinken durch die online Medien. Online Banking nutze ich natürlich auch. Ganz wichtig ist der tägliche Kontakt zu meinen Kindern und engen Freunden über Skype und WhatsApp. Ich schaue mir auch Dokus und Filme übers Netz an. Podcast und Hörbücher nutze ich bisher noch kaum. Das hebe ich mir für die Zeit auf, in der ich irgendwann auch mit Brille oder mit dem elektronischen Reader nicht mehr so gut selbst lesen kann.

Das Internet ist auch Ausgangspunkt für meine beruflichen Tätigkeiten. Ich finde dort ab und an interessante Stellenangebote für Projekte und meine Beiträge in den sozialen Netzwerken sind meine lebendige Visitenkarte für meine Arbeit als Therapeutin. Sichtbar werden als Gesamtpaket Mensch, welch wundervolle Möglichkeit.

Ich finde die ganzen neuen Techniken überaus spannend und stehe ihnen immer noch freudig neugierig gegenüber. Irgendwie passt das alles immer passgenau zu meinem Älterwerden. Sicher, manches verstehe ich auf den ersten Blick nicht mehr so schnell, dann frage ich meine Kinder. Die kichern dann zwar, aber helfen gerne und kompetent. Das neue Wissen gebe ich sofort an meine Freundinnen weiter. Wir sind alle mittlerweile ziemlich gut und flink mit und in den neuen Medien unterwegs. Und meine kleine Enkeltochter bekommt über mich auch schon einen Zugang dazu, denn wir spielen und lauschen gemeinsam an meinem PC.

Zusammenfassend kann ich sagen: Ja, ich bin dankbar für die neuen Medien. Sie erlauben mir mich mitzuteilen und lassen mich teilhaben an den Gedanken und Ideen anderer Menschen, an den gesellschaftlichen Entwicklungen, an dem riesigen Wissen- und Informationsfundus der Welt.

Und sie unterstützen mein Bedürfnis nach gelebter Solidarität und aktiver Nachbarschaftshilfe. Soviel lässt sich über die Netzwerke organisieren. Wie schnell waren hier alle zum Beispiel 2015 organisiert um die neuen MitbürgerInnen freundlich zu empfangen und in allem Notwendigen zu begleiten. Wie super schnell funktioniert die Nachbarschaftshilfe im Dorf, wenn jemand umgehend Hilfe oder Unterstützung braucht. Und, und, und. Ja, die neuen Medien ermöglichen mir Teilhabe und Logistik und sind für mich eine Bereicherung auch meines realen Lebens.

Was bleibt zu erzählen? Vielleicht noch meine selbst gesetzten Regel von Anfang an im virtuellen öffentlichen Raum:
 


  • In der schriftlichen Kommunikation wird nichts gelöscht, was geschrieben wurde. Im realen Gespräch kann ja auch nichts gestrichen werden.

  • Öffentlich geschrieben wird nur das, was ich auch einem mir fremden Menschen erzählen würde. Ehrlich und wahrhaftig. Doch vieles gehört nur zu mir oder zu bestimmten Menschen und nur in die reale Face to Face Kommunikation.

  • Sei freundlich, aufmerksam und achtsam.




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