Tach, Tage!
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Es gibt die Tage zwischen oder vor den Tagen, an denen alles aus dem Ruder läuft. Nennt man PMS.

Tach, Tage!

Unter dem Prämenstruellen Syndrom (PMS) versteht man das regelmäßige Auftreten von psychischen und körperlichen Beschwerden vor der Regelblutung. Die Symptome treten immer in der Zeit zwischen Eisprung und Menstruation in Erscheinung, also zwei Wochen bis zu zwei, drei Tagen vor der Blutung, und enden charakteristischerweise mehr oder weniger abrupt mit dem Einsetzen der Menstruation.


Körperliche Symptome können unter anderem sein: Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme), Müdigkeit, Krämpfe im Unterbauch, Kopf- und Rückenschmerzen, Überreizung der Sinnesorgane, Kreislaufbeschwerden.

Auch die Seele fährt eventuell Achterbahn: Erhebliche Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Ruhelosigkeit, Aggressivität, niedrige Toleranzschwellen, Unmut, chaotische Affektregulierung.

Die genauen Ursachen des prämenstruellen Syndroms sind bisher nicht geklärt.


Aus dem „Tage“buch.


Aufstehen mit dem Gefühl, irgendwie nachts unter die Räder gekommen zu sein - der dritte Tag hintereinander jetzt schon. Vor mich hin knotternd zieh ich Richtung Bad und stell fest, irgendein Idiot hat die Zahnpastatube aufgelassen und alles ist fast eingetrocknet; und natürlich hat niemand eine neue Klopapierrolle aufgehängt und alle Handtücher liegen pitschend auf dem Boden.
Mein Gezedere "Verdammt, seid ihr alle deppert? Bin ich die Putze für euch?", fegt hallend durchs Haus.

Dann ab in die Küche, Kaffee aufbrühen wie jeden morgen; doch diesmal hat sich die Kanne über Nacht verkleinert und mit dem letzen Aufguss schwabbelt alles über die Ablage Richtung Fußboden. Beim Bücken hau ich mit dem Hintern das Milchkännchen runter und beim Hochkommen knallt mein Kopf gegen die Schranktürkante, die irgendein Arsch wieder nicht zugemacht hat.

Ich bin jetzt auf Hundert und jeder, der auch nur meinen Weg kreuzt, was ja nicht unwahrscheinlich ist, da alles Richtung Bad und Küche strömt, wird angefaucht. Aus dem Nichts heraus fallen mir Dinge ein, die ich seit Wochen, Monaten, Jahren schon immer mal thematisieren wollte. Alle und jeder bekommen es nun ab. Rundumschlag ins liebevoll lächelnde Schweigen hinein. 

Auf der Arbeit ist es auch nicht besser. Jeder scheint mir heute reinreden zu wollen. Am Telefon sind nur Gegensortierer oder Metamonster, die nix kapieren, aber salbadern und auf dicken Maxe machen. Ich komm mir vor wie in der Hundeschule, wiederhole alles dreitausendmal. Natürlich streikt der Kopierer dann genau in dem Moment, in dem ich die Unterlagen durchziehen will, die schon seit vorgestern in Berlin sein müssten. Klar vergesse ich später die Speichertaste und der saugut formulierte Meckerbrief ist weg, weil Herr Mitarbeiter mir ja unbedingt jetzt, genau jetzt, das affengeile Layout, auf das ich seit Tagen abgenervt warte, zeigen muss. Und irgendwie scheinen heute alle Überstunden abzufeiern oder Außentermine zu haben, weil nach der Mittagspause sitze ich allein im Büro und diskutier mit dem PC, der meint, ich hätte keinen Drucker angeschlossen, obwohl er doch da, wie immer angeschlossen, rum steht.

An der Supermarktkasse abends reih ich mich natürlich in die falsche Schlange ein: Die Rolle muss gewechselt werden; einer reklamiert einen Posten zuviel über 30 Cent und der Madame vor mir läuft die Milchtüte aus. Immerhin steigert dies meine Ausstrahlung derart, dass ich viel Platz in der überfüllten U-Bahn um mich drum herum habe. Darüber, dass sich die neuen Batterien für den Player in der anderen Handtasche in häusigen Schrank ins Fäustchen lachen, sag ich jetzt nix.

Zu Hause gehen mir alle freundlich grinsend aus dem Weg und ich aufs Klo. Und dann, beim Wischen, die Erlösung: Wow, meine Tage. PMS, das war’s. Nicht die Welt ist gegen mich verbandelt, ich steh nicht vorm Burnout und hänge auch nicht in einem verschleppten Nervenzusammenbruch.

Meine Sozialverträglichkeit und meine mitmenschliche Kompatibilität steigen ratzfatz von kalten Minusgraden in wärmere Zonen. Jetzt räum ich auf, was ich die letzten Tage bei dieser und jenem an Nerven zerkrümelt habe und koche strahlend lecker Abendessen für alle.

Ich weiß, ich weiß... PMS und Wechseljahre - nur ein Gerücht, nur eine Fantasie der Pharma-Industrie und gelangweilter Damen aus der Mittelschicht in den Konsumländern... klaro... alles bekannt... Aber mal ehrlich: Kennt ihr das nicht auch? Solche Tage vor den Tagen?



Was hilft?


Meine subjektive Erfahrung:

Richtige Ernährung lindert PMS Symptome. Keinen Zucker, kein Koffein, keinen Alkohol, viel Obst und Gemüse.
Aktive Selbstfürsorge – etwas Schönes für sich selbst tun. Ruhe und Gelassenheit. Meditation, ein gutes Buch, ein heiterer Film, ein langer Spaziergang.
Wenn die körperlichen Beschwerden nicht auszuhalten sind, dann ein Besuch beim Arzt des Vertrauens.
Sich nicht verunsichern lassen von denen, die behaupten, das sei eh nur Einbildung. Es sind Deine Wahrnehmungen und nur die zählen. Sich selbst vertrauen.
 



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