Umgang mit Langzeitarbeitslosen
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Selbstwert fördern und gesellschaftlich notwendige Arbeit neu definieren und entsprechend honorieren

Umgang mit Langzeitarbeitslosen

§ 18 SGB III

1. Langzeitarbeitslose sind Arbeitslose, die ein Jahr und länger arbeitslos sind.


2017 waren laut Angaben der Bundesagentur für Arbeit 388.000 der insgesamt 901.000 langzeitarbeitslosen Menschen zwischen einem und zwei Jahren,182.000 zwischen zwei und drei Jahren arbeitslos. 106.000 waren zwischen drei und vier Jahren und 224.000 vier Jahre und länger auf der Suche nach einer Beschäftigung.

Langzeitarbeitslose, die sich in Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen befinden, sind in dieser Statistik nicht erfasst.

Langzeitarbeitslose rutschen in der Regel ins Hartz IV ab und werden immer wieder verpflichtend in diverse Maßnahmen zur Fort- und Weiterbildung geschickt. Dieser Markt boomt in den letzten Jahren. Außerdem müssen sie laut „Eingliederungsvereinbarung“ regelmäßige Bewerbungen auf potentielle Arbeitsstellen nachweisen. Dabei ist die Einhaltung der vorgegebenen Anzahl der Bewerbungen, als verpflichtendes Wohlverhalten, wichtiger als die Passgenauigkeit von Stellenbeschreibung und Qualifikationen des Arbeitssuchenden.

Betroffene sind in dieser Gruppe der Arbeitslosen vor allem ältere Menschen, Überqualifizierte, Geringqualifizierte und Menschen mit Kleinkindern. Laut Arbeitsagentur liegt die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit aus der Langzeitarbeitslosigkeit heraus in eine Erwerbstätigkeit einzumünden, bei 1,6 Prozent.


Was tun?


Man könnte Langzeitarbeitslosen auch einfach sagen, dass es für sie mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Chance mehr auf dem ersten Arbeitsmarkt gibt und die AA /ARGE wirklich nichts für sie tun kann, anstatt sie an der langen Leine von verlogenen Hoffnungsbildern, Gängelungen, Schuldzuweisungen und Erniedrigungen durch unsinnige, bürokratische Labyrinthe zu schleppen.

Diese Ehrlichkeit würde vielleicht in manch einem bisher verschlossene Türen öffnen, Neugestaltung des eigenen Lebens und Perspektivwechsel ermöglichen.

Was aber wird gemacht? Sinnlose Bewerbungen müssen zuhauf geschrieben werden und vermitteln das Gefühl, dass es nur die eigene Schuld sei, wenn man keinen Job bekäme. Irgendwelche sinnlosen Maßnahmen, wie Bewerbungstraining für ehemalige Personaler, werden aneinandergereiht. Man wird behandelt als sei man fünfzehn und sozial extrem auffällig. Unterstellt wird ein „Du willst bloß nicht!“ anstatt ein „Du willst und kannst, aber der Markt gibt das nicht mehr her“ zugewandt auszusprechen.

Ich fände Maßnahmen, in denen diesen Menschen beigebracht würde, dass ihr Selbstwert nicht von einer entlohnten Arbeit abhängt, dass es viele andere Möglichkeiten für ein sinnvolles, zufriedenes und soziales Leben gibt, wesentlich sinnstiftender und für die Gesellschaft viel nachhaltiger als alles, was bisher so angestellt und angeboten wird.

Grundvoraussetzung und Rahmenbedingung dafür? Unter anderem ein Bedingungsloses Grundeinkommen und eine Neudefiniton von gesellschaftlich notwendiger und wertvoller Arbeit.



2 Kommentare

Lore 5 year ago

Von ganzem Herzen ein riesiges Dankeschön für diesen Text, liebe Frau Müller!


yukiryuuzetsu 5 year ago

Wahre Worte und schön geschrieben!