Vilnius - Kirchen, romantische Gassen und ein bekannter Kuss
3,00

Vilnius überrascht mit wunderschönen Kirchen, vielfältiger Straßenkunst, einer "Spaßrepublik" und einladenden Ausflugszielen in der Nähe


Tag 1
Wer nach Vilnius reist wird staunen. Ich war zumindest erstaunt über die Vielfalt, die Vilnius zu bieten hat. Meine Reise führte mich von Riga nach Vilnius. Man kann die Strecke natürlich fliegen, aber ich entschied mich für eine Busreise. In einem modernen Reisebus, der mit Wifi und Klimaanlage ausgestattet war, legte ich die Strecke zwischen den beiden Hauptstädten in etwas mehr als vier Stunden zurück. Schöner Nebeneffekt, ich sah, bequem und entspannt sitzend, auch noch etwas von der Landschaft. Grüne Wälder, gelbe Felder, blauer Himmel, weiße Wolken - fast wie das Landschaftgemälde, das früher über der Couch meiner Urgroßmutter hing. Der Busbahnhof liegt in Vilnius im Stadtzentrum, so erreichte ich mein Hotel sehr schnell. Es befindet sich  in der Altstadt und passt nach meiner Meinung  perfekt zum historischen Stadtkern von  Vilnius, denn es handelt sich um ein ehemaliges Kloster. Hohe und lange Gänge, ein Innenhof und der holzgetäfelte Speisesaal des "Domus Maria" lassen die ursprüngliche Funktion des Gebäudes erkennen. Ein schöner Ort, gelegen neben dem "Tor der Morgenröte", in dem sich eine berühmtes Madonnenbildnis befindet. Es ist  hinter Mauern versteckt. Dass es in Vilnius keine Gasse geben soll, von der aus man nicht mindestens eine Kirche sieht, das hatte ich schon von einer Freundin, die mit ihrer Familie in Vilnius lebt, gehört. Aber dass es so viele und so verschiedenartige sind, das erstaunte mich schon bei meinem ersten Stadtrundgang. Es gibt  viele sehr schöne Kirchen und wer sich für Sakralbauten und sakrale Kunst interessiert, der wird sicher nicht enttäuscht.
Was kein Besucher von Vilnius sich entgehen lassen sollte, ist eine Tour nach Trakai. Ich hatte das Glück, von meiner Freundin schon am ersten Abend in dieses kleine Paradies in der Nähe von Vilnius entführt zu werden. Trakai ist eine kleine Stadt mit  einer romantisch gelegenen Wasserburg und vielleicht das bekannteste Wahrzeichen Litauens. Man kann über eine hölzerne Brücke auf die Insel inmitten des Sees gelangen und die Burg besichtigen. Ich muss sagen, für mich war der Blick vom Festland auf die sehr wehrhaft anmutende Burg sehr beeindruckend. Vielleicht lag es auch an der angenehmen Kühle am See oder am  Sonnenuntergang, dass ich mich dort so wohl fühlte. Aber das Städtchen Trakai bietet aber nicht nur die Wasserburg. Auch der Besuch des Karäerviertels mit den schönen Holzhäusern und eine anschließende Rast in einem der rustikalen  Restaurants am See lohnen sich. Wer noch nie "Kibine", das sind  verschiedenartig  gefüllte Teigtaschen, probiert hat, hier sollte man es tun und dazu  unbedingt auch " Kwas"  trinken . Das Museum der Karäer konnte ich, weil es bereits geschlossen war, leider nicht mehr besuchen. Es ist sicherlich sehenswert, wenn man mehr über die Karäer erfahren möchte. Hinzuzufügen ist, dass von Vilnius auch Tagestouren nach Trakai angeboten werden, man muss also nicht unbedingt motorisiert sein.
Tag 2
Ich begann den nächsten Tag in Vilnius mit einer Stadtrundfahrt. Diese dauert ungefähr 90 Minuten, wenn man die Fahrt nicht unterbricht und führt durch Stadtteile, die links und rechts des Flusses Neris liegen. Da es einen sehr heftigen Regenguss gab, blieb ich im Bus sitzen. Zum Ende der Rundfahrt strahlte aber bereits wieder die Sonne.  Ich besichtigte das "Tor der Morgenröte", das alte Stadttor, in dem sich die Kapelle mit dem Bildnis der Madonna von Vilnius befindet, das gotische Ensemble der  "Anna - und Berhardinerkirche" und die "St.-Stanislaus Kathedrale". Am Nachmittag hatte ich das Glück, in der orthodoxen Kirche zum "Heiligen Geist" einen Gottesdienst mit beeindruckendem Chorgesang  verfolgen zu können.  Was für eine Vielfalt! Ich kann jedem Vilniusbesucher, der sich für diesen Teil der litauischen Geschichte, für Religionsgeschichte oder sakrale Architektur interessiert, nur empfehlen , sich für den Besuch der verschiedenen Gotteshäuser genügend Zeit zu nehmen. Da Vilnius auch über eine umfangreiche jüdische Vergangenheit verfügt, gibt es auch ein jüdisches Viertel, durch dessen Gassen ich spazierte. Leider ist  von etwa 100 jüdischen Gotteshäusern nur eine Synagoge übriggeblieben , die "Choralsynagoge".  Vilnius ist eine Stadt, die man sich gut "erlaufen" kann und immer wieder stößt man auf kleine Gassen, in denen neu herausgeputze und restaurierte Häuser neben eingerüsteten Gebäuden zu finden, ein Beweis dafür, dass die Stadt sich weiter verändert. Übrigens gibt es in der Altstadt von Vilnius auch eine  "Deutsche Straße".

Tag 3
Mein Pprogramm am dritten Tag meines Aufenthaltes in Vilnius begann mit einem Besuch in einem kleinen Cafè in der Pylimo Straße . Ich wollte die Streetartszene etwas genauer erkunden und natürlich später unbedingt auch " Užupis", die unabhängige Republik in Vilnius besuchen. Aber zunächst ging es um die Straßenkunst der Stadt. Die Tourismuszentrale von Vilnius hat einen speziellen Stadtplan für Straßenkunst herausgegeben. Alle wichtigen bzw. sehenswerten Stationen sind dort verzeichnet. Weltbekannte Künstler haben sich in der Stadt verewigt, zum Beispiel OS GEMOS oder MILLO. Und vielen wird wahrscheinlich  das Werk von MINDAUGAS BONANU und DOMINYKAS CEKAUSAS  aus dem Jahr 2017 bekannt vorkommen, denn es ist wohl einer der weltbekanntesten Küsse. Das letztgenannte Kunstwerk befindet sich an der Wand des kleinen sehr alternativen Cafès in der Pylimo Straße, in dessen Freiluftbereich junge Künstler, wie zum Beispiel Antanas Repečka sich verwirklichen können. Der Kaffee dort weckt übrigens Tote auf.  Nicht weit entfernt befindet sich die Markthalle von Vilnius. Von Kleidung bis Haushaltswaren, von Backwaren über Fleischprodukte bis hin zu Obst und Gemüse, hier ist alles zu finden. Es gibt zahlreiche kleine Restautants, die mit regionaler Küche für jeden Geschmack das passende Gericht anbieten. Wer frisch und gut essen will, der sollte sich dort umschauen.
Am Nachmittag begab ich mich in den kleinsten Bezirk von Vilnius, nach Užupis. Er liegt am Fluss Vilnia und ist Heimat für Künstler, Geschäftsleute und Intellektuelle. Jedes Jahr am 1. April feiert die "Unabhängige Republik UŽUPIS" ihre Unabhängigkeit, denn im Jahr 1997 haben die Einwohnerinnen und Einwohner an diesem Tag ihre Unabhängikeit ausgerufen. Man kann sich im Informationszentrum der Republik über deren Verfassung informieren, man kann im Sommer freitags oder samstags Street Food verkosten und  den Jonas - Mekas - Weg entlangschlendern. Wer möchte, der kann die kleine Meerjungfrau unter der Brücke von Užupis und andere Skulpturen und Installationen bewundern. Auch für die Republik Užupis und die Markthalle gibt es einen Plan bzw. Informationen  der Tourismuszentrale, die die Orientierung erleichtern.
Mein Fazit nach 3 Tagen: Ich habe viel gesehen, aber um Vilnius zu kennen muss ich noch einmal wieder kommen. Weder für die Galerie für Moderne Kunst noch für den Besuch des Genozid - Museums hatte ich genügend Zeit. Ich bin nicht ausgiebig über den Gediminas - Prospekt geschlendert und die Nationalgalerie habe ich auch nicht besichtigt. Eindeutig - Daumen hoch für Vilnius!




0 Kommentare