Von Fachwerkhäusern und Liedern, die von verlorenen Strümpfen handeln
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Eine kleine Stadt in Hessen feiert seit Jahren immer wieder einen verlorenen Strumpf- der Ortsansässige weiß Bescheid und Fremde wundert sich


Wer in diesen Tagen in Hessens Vogelsbergkreis als Tourist unterwegs ist und zufällig nach Lauterbach kommt, der staunt unter Umständen nicht schlecht, wenn er Ankündigungen des Lauterbacher Sockenfestes, das in diesem Jahr am 07. und 08. September begangen wird, entdeckt. Wahrscheinlich stellt der erstaunte Reisende sich  auch die Frage, was eigentlich Lauterbacher und Lauterbacherinnen veranlasst, ein so unspektakuläres und gewöhnliches Kleidungsstück wie die Socke zu feiern.
Bei weiterer Recherche stoßen Neugierige dann aber mit Sicherheit auf das „Lauterbacher Strumpflied“. Vorab sei erwähnt, dass es mehrere Überlieferungen des Volksliedes in verschiedenen Mundarten gibt, was dazu geführt haben  soll, dass noch einige weitere Gemeinden, auf Grund des besungenen Ortsnamens „Lauterbach“, beanspruchen, das im Lied besungene Städtchen zu sein.
Die Einwohner von Lauterbach jedenfalls  sind überzeugt davon, dass ein wandernder Schustergeselle und dessen zeitweiliger Aufenthalt im hessischen Lauterbach in diesem Lied besungen werden. Der Überlieferung nach soll er während seiner Walz irgendwann einmal einige Wintermonate in Lauterbach bei einer Meisterin gewohnt haben. Selbige Dame schien sich Hoffnungen auf eine glückliche gemeinsame Zukunft zu machen und als der Geselle sie im Frühjahr mit der Nachricht überraschte, dass es ihn doch wieder in die Ferne zog, war zunächst die Enttäuschung groß, wandelte sich jedoch alsbald in ziemliche Wut und so geschah es, dass sie ihn kurzerhand mitsamt seiner Habseligkeiten und ohne großes Federlesen aus dem Haus warf.  Da stand er nun, raffte hastig  seine Sachen zusammen und begab sich an den Stadtrand. Irgendwann soll der Handwerksgeselle seine Kleidungsstücke geordnet und dabei bemerkt haben, dass ihm ein Strumpf fehlte. Im Laufe der Zeit dämmerte es dem wandernden Handwerksgesellen dann doch, so wird es jedenfalls überliefert, dass er einen riesigen Fehler begangen hatte, als er sich entschied, die Meisterin zu verlassen. Ob es ein Zurück für ihn gab , ist mir nicht bekannt. Ein Sänger, dem der reuevolle Herzensbrecher in einer Herberge voller Trauer von seinem Fehler erzählt haben soll, machte daraus ein Lied.
Frauenpower in Hessen? Ich finde, das rechtfertigt ein durchfeiertes Wochenende.
Das Sockenfest bietet ein umfangreiches Programm und beginnt mit einem traditionellen Fassbieranstich vom Bürgermeister der Stadt und der Lauterbacher Bierkönigin. Oldtimertreffen, Unterhaltung und ein breites kulinarisches Angebot gehören zu diesem Volksfest und auch der Einzelhandel beteiligt sich mit einem verkaufsoffenen Samstag.
Es müssen aber nicht das Sockenfest oder der Prämienmarkt stattfinden, um Lauterbach einen Besuch abzustatten.
Wer dieses städtische Juwel erkunden will, der findet im Stadtkern eine Touristeninformation und zahlreiche wunderschöne Fachwerkgebäude, wie zum Beispiel die Lateinschule, das Fachwerkhaus Luft oder das Café Stöhr. Fotoverrückte können durch kleine verträumte Gassen schlendern und das Löwendenkmal, das an den Krieg von 1870/71 erinnert oder den Strumpfbrunnen ablichten. Romantische Fotomotive bieten aber zum Beispiel auch der Ankerturm, das Fachwerkensemble „Am Graben“ und ein Spaziergang an der Lauter. Während man die Schrittsteine mit dem niedlichen kleinen Denkmal betrachtet und die Silhouette der Stadt bestaunt, lauscht man dem Murmeln des kleinen Baches und fühlt sich in die Geschichte zurückversetzt.  Ein Besuch des Hohhaus - Museums ist möglich. Weitere Sehenswürdigkeiten wären die Burg und der Marktplatz. Dort sollte man nicht versäumen, bei gutem Wetter einen Kaffee im Freien zu genießen. Wen größerer Hunger plagt, der kann versuchen einen Platz im Restaurant „Zur Burg“ zu finden, das ich aus eigenem Erleben wärmstens empfehlen kann. Die gute bodenständige Küche, von nettem Personal serviert, hat mir gut gefallen. Aber das ist natürlich reine Geschmackssache. Mit Sicherheit findet man einen Ort, an dem man seinen Hunger und Durst stillen kann.
Was dann noch zu klären bleibt, ist die Frage nach einem kleinen Mitbringsel. Auch das ist kein natürlich Problem. Man kann sich zwischen diversen Artikeln mit dem Motiv des Lauterbacher Strolchs, Licht – und Dufthäuschen, die Nachbildungen von Fachwerkgebäuden aus Lauterbach zeigen und zahlreichen anderen Artikeln entscheiden.
Lauterbach ist eine unaufgeregte, gemütliche und sehr atmosphärische hessische Fachwerkstadt. Daumen hoch für einen Stopp in Lauterbach, nicht nur zum Sockenfest und zu jeder Jahreszeit!



 




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