Was Afrika mir beigebracht hat (Teil 1)

Südafrika, Kulturwandel, herzliche Menschen, Deutschland im Vergleich

Was Afrika mir beigebracht hat (Teil 1)

Was Afrika mir beigebracht hat (Teil 1)

Ich passe nicht mehr hinein, ich bin anders. Oft verstehe ich nicht was die Menschen um mich herum sagen, oder bewegt. 
Es gibt Ausnahmen, die, die gereist sind und mit offenen Augen ihre Urlaubsziele erlebt haben. Die, die eingetaucht sind in eine andere Kultur, hinterfragt haben, Interesse gezeigt haben.  Haben wir denn nicht gerade deswegen diesen ganzen Fortschritt? Fliegen zu können wohin wir wollen, täglich geht einen Flieger irgendwo hin.      

In Deutschland wieder angekommen, nach vielen Jahren in Johannesburg, hatte ich großen Respekt vor diesem Land und den klugen Köpfen.  Hier wird noch „Sie“ gesagt, und die Anrede in Briefen ist   „Sehr geehrte Damen und Herren“.  Als ich den ersten Vertrag für mein Handy unterzeichnete bekam ich zwei Tage später ein Bestätigungsschreiben mit dem Hinweis am Ende „wenn Sie nicht rechtzeitig pünktlich bezahlen, machen Sie sich nach § so und so strafbar und können bis zu  einem Jahr ins Gefängnis“.  Liebe Güte, das hat mir ganz schön Angst gemacht.  Meine Gedanken auf Positiv geschaltet: „prima, hier hat alles seine Ordnung, in diesem reichen und strukturierten, fairen und gerechtem Land möchte ich leben“.

Der größte Teil meines Lebens liberales Denken kultiviert, und nun -

Verbote über Verbote, red tape bis zum Umfallen, Innovation wird klein geredet "das geht doch eh net".  Im Zug nach Frankfurt nur graue, leere Gesichter. In der Firma zählt nur Geld, auch das, das man nicht hat und auf Firmenkosten ausgeben will und anscheinend kann. Die Tagesschau ist ein Angstmacher. Tierhaltung in Deutschland für noch billigeres Fleisch und Wurst, nicht zum Hinschauen. 10.000plus Coaching-Firmen damit Körper und Geist wieder gesund werden, noch ein Seminar mehr und dann kommt die Lebensfreude wieder. Noch längere Kita-Öffnungszeiten politisch durchsetzen, - wo sind denn die Eltern, frage ich mich. Dann,  die ganz großen dieser Erde in Berlin im Bundestag. Was bleibt denn, wenn tagsüber für die Waffenlieferungen in Kriegsgebieten die Verträge unterschrieben werden und abends in die Kamera gelächelt wird.   

Bei meinem letzten Besuch in Kapstadt hat mich jemand auf die Flüchtlingssituation angesprochen.  „Dann müsst Ihr ja ziemlich große Esstische bauen, damit alle an einem Tisch sitzen können“.   So kann man nur denken, wenn man in Afrika groß geworden ist.

Bei einem Mittagessen bei Freunden stellte ich fest, dass das Hausmädchen mit ihrem Teller nach draußen ging, sind unter den Baum setzte und dort aß.  Gerade frisch aus Deutschland in Südafrika fragte ich „warum sitzt sie nicht bei uns am Tisch?“.  „Frag sie selbst“, sagte man mir.  Emily, das Hausmädchen, sagte mir dann „Nun,  wenn ich esse und gleichzeitig dankbar bin für diese Mahlzeit, möchte ich Gott so nah wie möglich sein und das kann ich am besten wenn ich auf der Erde sitze an einen Baum angelehnt. Wenn sie auf einem Stuhl sitzen möchten, auch ok – Gott hat sicher nichts dagegen er ist großzügig“.    
 
Die Medien zeichnen daraus ein ganz anderes Bild, wie Sie sich vorstellen können. Sitze ich nun auf dem Boden wenn ich esse? Nein.  Mir geht es hier um etwas anderes. Versuchen zu verstehen und mit nur einer Frage und Interesse Brücken bauen; Vorurteile können mit ehrlichem Interersse an dem anderen abgebaut werden. 
Ich kam aus Deutschland nach Afrika und wusste alles besser: „die sollen das mal so und so machen, dann führt das auch zum Erfolg“, „warum machen sie es denn nicht so, kein Wunder…“ und so weiter.   Irgendwann ist mir klar geworden, dass nicht jeder SO ist, nicht so aufgewachsen ist und nicht SO denkt.

Wenn man in lachende Gesichter schauen möchte, und über Ideen und Innovation reden möchte, und das Leben leben möchte, - dann ist das eher in Südafrika zu finden. Trotz Armut und viel ungleicher Gerechtigkeit haben sich die Menschen eine gesunde Leichtigkeit bewahrt.  Die junge Generation, die, die jetzt, nach der Apartheit, Abitur macht, will längst nicht mehr so viele Kinder auf die Welt bringen und hat das Augenmerk auf Europa.  So wollen sie leben.


Teil 2 folgt.




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