Zwei Tage in einem Luxuszug
4,43

Zugfahrt, Südafrika, Zulu


Ein ohrenbetäubendes Quietschen, ein heftiger Ruck und schon geht es los. Wir verlassen Pretoria Park Station um 10.00 Uhr morgens. Mein Zimmer im 5-Sterne-Zug hat alles was es braucht: Großes Doppelbett mit edler Baumwollwäsche und vielen Kissen, ein kleiner Einbauschrank, Wandhaken, Dusche/WC, Spiegel und eine große Fensterfront damit man vom vorbeirauschenden Afrika alles mitbekommt.  Ich muss mich für die nächsten zwei Tage um nichts kümmern. Nichts. Einfach Sein. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 60kmh zuckeln wir durch das Land,  wenn wir nicht gerade stehen, auch das kommt sehr häufig vor. 

Wir haben 20 Mitreisende; Ehepaare, Touristen, Honeymoon-Pärchen und ca. 6 Personen, die so wie ich zur Indaba Messe nach Durban unterwegs sind. Es gibt kein W-Lan im Zug. Handy bloß zum Fotografieren. Na ja, zwei Tage werde ich aushalten.

Landschaften ziehen vorbei, Vorortbahnhöfe, Häuser. Wir sind unterwegs, der ach so herrliche Fahrtwind bestätigt es.

In einem aufwändig restaurierten Eisenbahnwaggon mit Holzvertäfelungen im viktorianischen Stil wird das Abendessen serviert. Ein unvergleichliches Ambiente - luxuriös und nostalgisch. Dress code ist angesagt, d.h. man geht sehr Smart zum Essen. Die Kellner sehen umwerfend gepflegt aus. Nach Vorspeise, Hauptspeise - alles mit Weinpairing - gibt es verschiedene Angebote für den Nachtisch und noch etwas Schokolade, noch ein Cappuccino und dann wird in die Bar am Ende des Zuges,  zu einem Gute-Nacht-Drink unter den Sternen eingeladen.  Frangelico, ein nach Nutella schmeckender Liquör aus Italien und Martini, stehen zur Auswahl. Wir schaukeln im Aussichtswagen bei lauwarmen Fahrtwind in die Nacht.

Um 23.00 Uhr komme ich auf mein Zimmer zurück. Das Bett ist für die Nacht aufgeschlagen und als kleiner Gruß vom Personal finde ich Gläser, Schokolade und eine kleine Flasche Champagne. Während wir durch die tiefschwarze Nacht rumpeln, umgibt mich ein Moment tiefer Ruhe. 

Am nächsten Morgen weckt mich sehr früh ein tiefroter Himmel und das leise gleichmäßige Brummen der Schienen. Die Sonne geht auf und tanzt durch die Scheibe. Viel zu schade zum Aufstehen. Frühstück, oder die kulinarischen Genüsse an Bord, kann warten.
Irgendwann dann kann man dem duftenden Kaffeegeruch nicht länger widerstehen, begibt sich noch schnell unter die Dusche und dann zum Frühstückswaggon.

Bevor wir heute Durban am Nachmittag erreichen, werden wir noch zu einem Ausflug in die Kunstgalerie Ardmore Keramik am Fuße der Drakensberge in KZN eingeladen. An der Lions River Station wartet schon ein kleiner klimatisierter Bus und dann geht es mit einer ca. 15 minütigen Fahrt zu einem herrlich gelegenen Stück Erde mit angrenzender Reitanlage. Natürlich, wie könnte es auch anders sein, wir werden mit Kaffee und Kuchen in Empfang genommen, gefolgt von einem interessanten Vortag und einem lebhaften Gespräch mit der Besitzerin, Fée Halsted.  Außergewöhnliche und hochwertige Art gibt es zu bewundern und zu kaufen. Viel zu schnell ist dieser Besuch jedoch wieder vorbei. Der Zug wartet auf uns.   

Der letzte Teil der Reise geht über die „Valley of a Thousand Hills“ nach Durban. Der Zug schlängelt sich durch Hügel und grüne Felder fast wie in einem Märchen. Die atemberaubende Hügellandschaft ist eine spannende Komponente von Südafrikas Provinz KwaZulu-Natal und dem Königreich der Zulu. Das Valley ist seit Jahrhunderten die Heimat der Zulu, die hier ihre einzigartige Tradition pflegen und leben. In der Ferne sehen wir die Küstenstadt Durban und damit dem Ende dieser Zugfahrt entgegen. 

Eine außergewöhnliche Bahnreise die das goldene Zeitalter der Luxuszugreisen aufleben lässt geht zu Ende.  Für dieses Mal.
 




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