Diebe wollen millionenschweren "Trierer Goldschatz" stehlen - Polizei verhindert Schlimmeres



Hätte es funktioniert, wäre es ein Millionencoup geworden. Doch schnelles Eingreifen der Polizei vereitelte einen spektakulären Kunstraub in Trier Anfang Oktober.

In der Nacht zum Dienstag, den 8. Oktober 2019, brachen zwei Diebe ins Rheinische Landesmuseum in  Trier ein. Zeugen hörten eine Scheibe splittern, zeitgleich zu ihrem Notruf löste die Alarmanlage des Mueseums aus, die direkt mit der Leitstelle der Kriminalpolizei in Trier verbunden ist. Die Trierer Polizei wiederum ist in unmittelbarer Nähe zum Museum stationiert, braucht nur wenige Minuten bis zum Tatort. 
Die Einsatzkräfte umstellen das Gebäude, treffen aber keine Täter mehr an – die sind bereits durch einen Notausgang in den nahegelegenen Palastgarten geflohen. Im Gebäude finden die Beamten Spuren von brachialer Gewalt. Das Museum bleibt den Tag über wegen der Ermittlungen geschlossen.

Was aber wollten die Diebe? Nach ersten Erkenntnissen am Mittwoch geht die Kripo Trier davon aus, dass die Täter es auf das wertvollste Exponat abgesehen hatten, dass das Rheinische Landesmuseum, nicht arm an spektakulären antiken Ausstellungsstücken, zu bieten hat: Den „Trierer Goldschatz“ aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. 
Die beiden Einbrecher waren zielgerichtet vorgegangen, hatten ein Gerüst an der Seite des Gebäudes zum Einstieg genutzt und sich im Museum direkt auf den Weg ins sogenannte „Münzkabinett“ gemacht. Hier lagert der „Trierer Goldschatz“, eine Sammlung von rund 2650 römischen Münzen mit einem Gesamtgewicht von 18,5 Kilo Gold. Die Tür zum Münzkabinett brachen die Täter auf, dann versuchten sie mit Vorschlaghämmern den Kubus über dem Schatz zu zertrümmern, aber der hielt stand. Wären sie durch den Panzerglaswürfel gekommen, hätte nichts mehr sie aufgehalten, mit dem größten römischen Goldschatz zu türmen, der jemals gefunden wurde. 

Am 9. September 1993 hatten Bauarbeiter einen Teil des Schatzes bei Ausschachtungsarbeiten für eine Tiefgarage in Trier-Süd versehentlich aus dem Boden gehoben. Ein Hobbyarchäologe mit Metalldetektor fand schließlich den Rest, rekonstruierte, wo der Bagger hingefahren war und lieferte den Schatz in einer Plastiktüte und einem Eimer im Museum ab.

Unschätzbarer Wert


Der weltweiten Altertumsforschung wie auch der Stadt Trier tat er damit einen großen Gefallen: Alleine der Materialwert des Schatzes wird mittlerweile auf drei bis fünf Millionen Euro geschätzt, der Sammlerwert ist im wahrsten Wortsinn „unschätzbar“. Museumsdirektor Marcus Reuter nennt den Schatz „unser wertvollstes Exponat, materiell wie ideell“. Der ehrliche Finder bekam damals 20.000 Mark Finderlohn und eine lebenslange Freikarte fürs Museum. 
Dank der schnellen Alarmierung bleibt es im Museum bei einem Sachschaden vom mehreren tausend Euro. Der Schatz wurde nach dem Einbruch vorläufig an einen geheimen Ort gebracht, bis die Renovierungsarbeiten abgeschlossen sind.

Die Polizei fahndet unterdessen mit einem Video und einem Foto nach den beiden Einbrechern und beschriebt die beiden Täter wie folgt: 

Täter 1: Schlanke/athletische Statur; lange Beine; er ist ca. 10 cm größer als Täter 2; bekleidet mit einer Sturmmaske mit großer Öffnung (vom Haaransatz bis zur Nase); etwas längerer Parka mit Druckknopfverschluss und Kapuze, beidseitig angebrachte Reißverschlüsse auf Brusthöhe und Taschen auf Bauchhöhe (vermutlich Marke North Face); darunter ein Kleidungsstück ebenfalls mit Kapuze; zweifarbige Handschuhe (vermutlich Arbeitshandschuhe); Jogginghose oder lange Sporthose, kurz über den Knöcheln abschließend, an den Außenseiten versehen mit Streifen; vermutlich einfarbige Sportschuhe.
Täter 2: Normale Statur; ca. 10 cm kleiner als Täter 1; bekleidet mit Sturmmaske mit großer Öffnung (vom Haaransatz bis zur Nasenspitze); Winterjacke mit Reißverschluss und Kapuze; Jogginghose oder lange Sporthose, kurz über den Knöcheln abschließend, auf der Vorderseite, von der Hüfte bis kurz über die Knie farblich vom restlichen Teil abgesetzt (Marke: NIKE, Modell: Tech Essentials); zweifarbige Handschuhe (vermutlich Arbeitshandschuhe); mehrfarbige Turnschuhe, beidseitig im Bereich der Ferse reflektierende Applikationen.
Auffällig an den beiden könnte sein, dass sie sich möglicherweise Verletzungen zugezogen haben, als sie die Mauer zum Palastgarten mit einer Fallhöhe von 3,70 m übersprangen. Die Täter könnten dadurch humpeln und sich in (fach-)ärztliche Behandlung begeben haben. 

Auch zu den zurückgelassenen Tatwerkzeugen veröffentlicht die Polizei Beschreibungen.
Alle Werkzeuge sind augenscheinlich neuwertig. Folgende Einbruchswerkzeuge wurden aufgefunden:
- ein rot lackiertes, 40 cm großes Nageleisen der Marke RENNSTEIG mit der Aufschrift "Made in Germany" 
- zwei baugleiche, 39 cm lange Schraubendreher der Marke SKANDIA mit schwarzem Kunststoffgriff
- zwei baugleiche, schwarz lackierte Vorschlaghämmer der Marke GAMMA

Fotos und Video aus der Überwachungskamera des Museums gibt es unter http://bit.ly/Goldschatz



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