Bestimmen wir unser Lebenstempo selber

Gedanken zur Fastenzeit - Warum leben wir auf der Überholspur? Langsamkeit als Element des Fastens?

Bestimmen wir unser Lebenstempo selber

Tag 3

'Schneller, und immer schneller, dreht der Propeller, wie's mir g'rad' gefällt...', heißt es im 'Fliegerlied'.

Viele Menschen wollen immer schneller, und schneller, und schneller. Aber nicht immer, weil es ihnen gerade gefällt, sondern aus Angst.
Aus Angst, etwas zu verpassen.
Aus Angst, etwas nicht zu erreichen.
Aus Angst, als Versager zu gelten.

Sie leben, wie man so schön sagt, auf der Überholspur. Der englische Begriff 'fast lane', zu deutsch 'schnelle Spur' ist für mich noch treffender.
Wer sich auf der Autobahn immer nur schnell auf der linken Spur bewegt erfüllt damit seine Ängste.



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Er verpasst die schöne Landschaft am rechten Strassenrand.
Er fährt an der richtigen Ausfahrt im Temporausch vorbei und kommt somit nicht, oder nur über Umwege, an sein Ziel.
Er versagt vielleicht bei der Fahrzeugbeherrschung und versucht einen Unfall.

Nur weil wir uns schneller bewegen heißt dies nicht, daß wir auch schneller vorwärts kommen. Vielleicht sind wir gar nicht auf der Überholspur, sondern drehen uns nur schneller im Kreis.

So wie aus Riesenrad und Kettenkarussell immer schnellere Fahrgeschäfte entstanden sind. Mehr Tempo, mehr Nervenkitzel, aber auch mehr körperliche und mentale Belastung. Und doch bleiben auch diese Fahrgeschäfte immer am Aufbauort stehen. Das Tempo ist real wie Illusionen zur gleichen Zeit. 
Der Fahrgast bewegt sich schneller, er kommt jedoch nicht weiter wie mit den alten, langsamen Attraktionen. Aber der Bezug zur Umwelt geht verloren, das Drumherum verwischt, denn der menschliche Geist kann den rasanten Reizwechsel nicht verarbeiten.

Und letztendlich können wir die Geschwindigkeit, nicht wie bei einem Propeller, selber so regulieren, wie es uns gerade gefällt. Wir sind gefangen im vorbestimmten Tempo, und ein Aussteigen ist erst möglich, wenn ein anderer bremst.

Fasten kann auch der Verzicht auf Geschwindigkeit, Reizüberflutung und Realitätsverlust sein. Und wenn es nur mal ein paar Minuten sind. Ein paar Minuten aus dem Fenster sehen, ein paar Minuten meditieren, ein paar Minuten langweilen, ein paar Minuten beten - ohne laufenden Fernseher, Radiomusik oder klingelndes Smartphone (nein, auch nicht vibrieren).




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