Kein Abschiedsbrief Mam.

Ein emotionaler Brief an meine Mutter, die dreizehn Jahre lang nicht mit mir gesprochen hatte, bevor sie schweigend aus dem Leben ging.

Kein Abschiedsbrief Mam.

Liebe Mama,

viele Jahre haben wir einander nicht gesehen,
gehört oder gesprochen, trotzdem war ich in
Gedanken immer bei Dir.
Weil ich lange Jahre hart an mir gearbeitet habe,
durfte ich meinen inneren Frieden finden.
Letztendlich habe ich nämlich verstanden,
dass nur ich verantwortlich bin für alle Erfahrungen
die ich hier auf Erden mache.
Mein tiefster Schmerz war immer der Gedanke:
Warum lieben meine Eltern mich nicht?
Warum kann die Mama mich nicht lieben?
Warum kann der Papa mich nicht lieben?
Ich hab doch schon alles versucht?

Letztendlich habe ich zum Glück verstanden,  dass die Rollen,
die Ihr für mich gespielt habt, in meinem Lebensfilm,
nur möglich waren , gerade weil Ihr mich so sehr liebt.
Alles was auf Erde passiert, passiert aus Liebe.
Aus der grossen kosmischen Liebe, woraus wir schliesslich alle
entstanden sind, um  aus den Erfahrungen hier auf Erden zu lernen.
Nachdem Verständnis entstanden ist und die Verantwortung des Selbst völlig
integriert , werden die Erfahrungen miteinander geteilt.
Mit Papa habe ich jetzt auch endlich meinen Frieden gefunden.
Ich dachte, ich hatte das schon vor langer Zeit, aber da war noch
ein letztes Stück Schmerz, was ich los werden musste.
Jetzt ist es zum Glück aus mir heraus.

Die Erfahrung, ihn als 17 jähriges Mädchen, drei Wochen
während seinem Sterbeprozess intensiv zu begleiten, war
letztendlich für mich eine Chance, mit ihm in Frieden zu sein.
Jetzt seit ihr wieder zusammen Mam.
Ich weiss das Du jetzt glücklich bist.
Neulich warst du bei mir am Strand, während dieser herrlichen,
ruhigen, besinnlichen Nacht,  unter Begeleitung eines
strahlenden Mondes und den Rhythmus der Wellen.
Du warst bei mir Mam, ich verspürte Deine wohlige, warme,
beschützende, liebevolle Energie direkt neben mir.
Dann hast du mich umarmt mit Deinen Flügeln.
Ich kann nicht in Worten fassen, wie glücklich ich bin,
denn jetzt bist Du mir so nah, wie nie zuvor.

Ich danke Dir für die vielen Lieder die ich schreiben durfte,
am Wochenende als mein Sohn mir mitteilte, dass Du gestorben bist.
Wir haben das Schweigen gebrochen Mam, endlich.
Und ich habe meinen lieben Engel Wen, wieder zurück in meinem Leben.
Gut gelle, wir haben zusammen die Familie repariert.
Wir sind ein gutes Team Mam.
Ich werde Deine Lieder singen Mam, das ist ja nicht so schwer,
denn die Melodie hast Du mir gleich dazu geliefert, fantastisch.
Jahrelang konnte ich nur Texte schreiben, die Melodie hat immer gefehlt.
Aber jetzt, wo Du wieder mit Papa vereint bist, denke ich, die Wörter
kamen immer von ihm und die Melodie dazu, bist Du.

Ich werde mich nicht von Dir verabschieden Mam,
ich werde mich nur verabschieden von dem Schmerz,
der uns immer getrennt hat.
Sie ist geheilt Mam und jetzt darf ich glücklich sein.
Ein herrliches, freies Gefühl innen drin.
Kannst Du Dich noch erinnern, wie Tante Gerrie mal gesagt hat:
'Das Kind kann alles werden, was sie möchte, wenn sie gross ist.'
Jetzt bin ich gross Mam, und ich bin alles, was ich sein möchte.
Ich umarme Dich Mam, gib Papa einen dicken Kuss von mir,
wir sehen uns demnächst am Strand,
o.k. Mam?

Ciao Mam,
sei in Frieden.




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