Safari und mehr

privates Wildreservat in Südafrika, ist der Preis es wert?


Privates Wildreservat in Südafrika / vs Nationalpark 
Die immer wiederkehrende Frage was soll man buchen, und wo ist eigentlich der Unterschied. Gilt wirklich die Faustregel: mehr zahlen, mehr sehen?
Als ich den Krüger National Park zum ersten Mal besuchte war ich 25 Jahre und sofort fasziniert. Immer wenn es von der Zeit her passt sind wir (mein damaliger Mann und ich) von Johannesburg Richtung Norden zum Krüger gefahren, 5 entspannte Stunden im Auto voller Vorfreude. . 

20.000 Quadratkilometer, 360km lang und 65km breit mit 14 Ökozonen – das ist der berühmte Krüger National Park. Fauna und Flora und die Big 5 = Löwen, Leoparden, Elefanten, Nashörner und Büffel kann man hier sehen und erleben.  
Welche Camps im Park frei waren, war uns egal. Hauptsache mit Mutter Natur verbunden, und endlich wieder Tiere in der freien Wildbahn sehen. Der Krüger National Park ist im nördlichen Bereich mit vielen Mopani Bäumen versehen;  die südliche Grenze mit dem Crocodile Bridge Camp ist vorwiegend aus dornenbewehrten Akazien und Grasland bestückt und die goldene Mitte mit dem Satara Camp und dem Haupt-Camp Skukuza haben uns immer viele Löwen und Elefanten beschert. 
Über 20 Rest- und Hauptcamps gibt es im Krüger National Park. Unterschiedlich im Preis, oft ausgestattet mit einfachen Betten, einer Dusche mit WC, im Freien steht eine Küchenzeile mit einem Braai (Grill) an der Seite, einem Tisch und Stühlen. Luxus der Einfachheit. Selbstverpflegung ist das Motto.  

Was die Pflege und Fürsorge der Nationalparks angeht, so haben sie sich, so scheint es mir, in den letzten Jahren nicht zum Besseren entwickelt. Vor vielen Jahren wurden die Camps mit viel Stolz geführt. Täglich kam Personal, um die Hütten/Zimmer sauber zu machen, täglich gab es frische Geschirrtücher und Handtücher für das Bad.  Mülleimer wurden geleert; alles war nach unserer Rückkehr am Abend in guter Ordnung.  Einkaufen konnte man nach einer langen und staubigen Fahrt durch den Park in einem gut sortierten Geschäft. Holzkohle mit Anzünder sowie eine gute Flasche Wein, Fleisch und Obst und Salat waren reichlich vorhanden. Das Abendessen im Freien, auf dem Grill zubereitet, war pures Glücks-Dasein.
Die Camp-Verwaltungen schließen die Tore je nach Sommer- oder Winterzeit gegen 18.00 Uhr, d.h. bis dahin muss man im Camp sein; morgens werden die Tore wieder gegen 05.30 Uhr aufgemacht. Nicht selten stellt man als Frühaufsteher fest, dass am geschlossenen Tor schon Autoschlangen stehen. Frühstück eingepackt, Kaffee in der Thermokanne und los geht’s.

Irgendwann jedoch hat uns SEHEN alleine nicht mehr gereicht. Wir wollten VERSTEHEN. Wir wollten etwas über die Naturgesetzte erfahren und das Ökosystem verstehen. Wir wollten etwas über die Gewohnheiten der Tiere verstehen, allen voran hatten wir Interesse an den Giganten, den Elefanten. Einzelne etwas einsam scheinende Elefanten streifen durch den Busch, dann wiederrum sieht man Familien mit kleinen Elefantenbabies. Der Leopard, ein Einzelkämpfer, muss auf seine Fitness und Gesundheit achten. Wenn ihm etwas passiert und er bei einem Kampf um die Beute verletzt wird kann er sich nicht mehr ernähren. Er trägt seine Beute hoch hinauf in den Baum, damit die Hyänen und andere Hungrige ihm seinen Kill nicht wegnehmen können (diese Information haben wir später bei unserer Ranger/Naturguide-Ausbildung im Moholoholo Rehabilitation Centre in Hoedspruit vom legendären Brian Jones bekommen).  

Welche Rolle spielen die Adlern und die Raubvögel? „Nothing goes to waste in Afrika“, hörten wir so oft am Lagerfeuer.  Die Bäume, die Sträucher, die Vögel - was spielen sie für eine Rolle in diesem ganzen genialen System.  All das wollten wir wissen und unseren Horizont erweitern.

Anstoß, etwas tiefer einzutauchen in das Buschdasein und all things Afrika, gab uns in Zimbabwe in den Mana Pools eine gebuchte Safari mit einem Ranger, der uns bis heute in Erinnerung geblieben ist. Mit einem mobilen Zelt (mobile tented camp) waren wir zehn Tage unterwegs. Nach dieser Reise waren wir mit einem Wissen bewaffnet, dass unser Leben verändert hat.  Wir waren sensibilisiert und brachten das Erlernte mit in unser tägliches Leben. 
Wenn wir das Universum und sein Naturgesetz respektieren, brauchen wir nicht nach technischen Lösungen zu suchen; es ist eigentlich schon alles vorhanden (aber das ist eine andere Sache).

Und hier komme ich zu meinem Punkt ob es sich lohnt in einem privaten Wildreservat zu übernachten: Ja, unbedingt. 

In einem privaten Wildreservat wird man von einem Ranger und teilweise auch von einem Spurensucher betreut. Diese Menschen leben seit Jahren im Busch und haben sich in vielen Jahren ein Fachwissen angeeignet, dass sie gerne an die Gäste weitergeben.  Zeigt man Interesse, teilen sie ihr Wissen. Hinzukommt, dass in den privaten Wildreservaten off-road gefahren werden darf, d.h. für die Big5 dürfen die Lodge-LandRover die normale Straße verlassen. Sobald in der Ferne ein Löwe oder Leopard gesichtet wird, beginnt für den Gast das Abenteuer. Viele dieser privaten Wildreservate haben eine interne Regel, dass nicht mehr als drei Wagen an der Sichtung stehen dürfen, um so die Exklusivität für ihre Gäste bei der Beobachtung zu gewährleisten.

Der Tagesablauf in einer Lodge in einem privaten Wildreservat ist wie folgt (mit wenigen Abweichungen):  
Aufstehen am Morgen gegen 5 Uhr, die Sonne hebt sich gerade blutrot am Horizont, schnell eine Tasse Kaffee in der Lodge, die Augen noch etwas leicht geschlossen; irgendwo in der Ferne hört man den Ruf der Wildnis und schon geht es los auf Safari. Im offenen LandRover (oder einem ähnlichen, speziell für den Busch umgebauten Allradwagen) weckt Afrika’s Wind beim Fahren alle Sinne. Umringt von den Gerüchen der jeweiligen Jahreszeit kann man manchmal sogar die Elefanten riechen bevor man sie sieht. Der Ranger, der ein Adlerauge zu haben scheint, teilt den Gästen mit was er sieht, wenn es interessant wird hält er den Wagen an und erklärt worauf zu achten ist.    
Rückkehr zur Lodge gegen 09.00 Uhr. Ausgiebiges Busch-Frühstück im Freien oder in der Lodge. Ein bisschen Ausruhen am Pool, oder mit einem Ranger den Busch zu Fuß erkunden. Mittagessen, dann gegen 15.00 Uhr gibt es Kaffee und kleine Leckereien, und ab 16.00 Uhr ist man wieder unterwegs im Busch.
Rückkehr gegen 18.30 Uhr. Das Abendessen wird entweder im Freien (Busch-Dinner), in der Lodge-Boma, oder im Restaurant (je nach Wetterlage) serviert. 
Am Lagerfeuer wird das Erlebte erzählt und mit anderen Gästen geteilt. Menschen scheinen beim Blick ins Feuer ihre Seele zu öffnen, scheinen bereit zu sein, Gedanken und Gefühle preis zu geben, die sie sonst im Alltag nicht von sich geben würden.  Irgendwann ist es Zeit ins Bett zu gehen. Wenn die Lodge nicht umzäunt ist, wird man zum Chalet gebracht.   Der nächste Game Drive ist schon in wenigen Stunden. Wer sich abends überlegt am nächsten Morgen nicht mitzufahren und darum bittet nicht geweckt zu werden, und schön gemütlich im Bett liegenbleiben will, dem wird spätestens beim Frühstück – nach Rückkehr der anderen Gäste – bewusst, warum man im Busch sagt: „you snooze, you lose“ (wer schläft, verliert).

In den vielen Jahren auf Reisen im südlichen Afrika durfte ich eine ganze Menge dieser privaten Wildreservate kennenlernen. Die darauf gebauten Lodges sind alle unterschiedlich mit einem eigenen Flair, meist versteckt von der Natur integriert, großzügig angelegt mit Außenterrassen und weiten Aussichtsplattformen bis hin zu exklusiven Sleep-outs.
Es gibt Unterschiede im Preis; die meisten schließen in den Kosten alle Mahlzeiten mit ein und die game drives (game drives = Wildbeobachtungsfahren oder Pfirschfahren), die 2x am Tag stattfinden. Es gibt außerdem pro Person pro Tag eine sogenannte Conservation fee  (Naturschutzgebühr) zu entrichten.

Ausstattung und Größe der Zimmer oder Chalets, Tiererlebnis, Essen, Service und Aktivitätenangebot, da hat jede Lodge ihr eigenes Angebot. Einige legen Wert darauf ihren Kunden erstaunliche Mahlzeiten und die dazugehörigen Preis-Weine zu präsentieren, andere wiederum auf die Dekoration und die Qualität der Bettwäsche. Andere bieten ein familiäres Miteinander an, sind auf Kinder eingestellt und bieten entsprechende Busch-Kinderprogramme an (sehr wertvoll übrigens: was man im Busch lernt, lernt man fürs Leben).  Viele bieten sogenannte Outdoor-Duschen an (nichts ist so wohltuend wie eine Dusche mit Blick in den Himmel und auf die Bäume), einige haben die Big5, andere wiederum sind kleiner und bieten einen hotelähnlichen Aufenthalt mit viel Natur und kleineren Tieren an.
Sabi Sands als privates Wildreservat z.B. grenzt an den Kruger National Park an, die Zäune wurden entfernt, damit die Tiere sich frei bewegen können und so einen größeren Lebensraum haben.
Einige spezialisieren sich auf unvergessliche Flitterwochen mit viel Kerzenschein und Privatsphäre.
Dann gibt es Lodge-Eigentümer die sehr viel Wert auf die Aus- und Weiterbildung ihre Mitarbeiter legen. Viele beteiligen die Mitarbeiter am Gewinn und lassen sie nach 5 Jahren Zugehörigkeit Teilhaber werden. Hier nimmt der Kunde, meines Erachtens, den meisten Mehrwert mit nach Hause.

Und dann gibt es die, die alles anbieten und als 5 Sterne Lodge durchaus ihre hohe Preis-Berechtigung haben. Der Kunde ist König und Königin. Von der Sehnsucht in die Wirklichkeit, sozusagen.

Fazit: 
Wenn man die Zeit hat, dann wäre mein Vorschlag mindestens 2 Nächte in einem privaten Wildreservat zu verbringen, und zwar zu Beginn. Der Nationalpark macht mit dem neu gewonnenen Wissen viel mehr Spaß - man sieht nicht nur, sondern versteht auch. 
 




0 Kommentare