Verband der Lobbyisten warnt vor Brexit

In die Diskussion über den Brexit hat sich nun ein Verband eingschaltet, der üblicherweise eher im Hintergrund bleibt.

Verband der Lobbyisten warnt vor Brexit

Im Moment sieht es aus, als sei der Brexit nicht mehr aufzuhalten. Allerdings stellt sich mit dem Lobbyverband der Lobbyisten ein mächtiger, wenn auch kaum bekannter, Zusammenschluss eindeutig auf die Seiten der "Remainer" im Brexit Streit.

Marc Aurel hat am ersten April 2019 ein Exklusivinterview mit dem Vorsitzenden des Lobbyverbands der Lobbyisten, K.O. Rupt, geführt, der Licht in so manche uns merkwürdig erscheinende Regelungen von Seiten der EU (etwa die Richtline zum Bürokratieabbau) bringt. Hier die wichtigsten Aussagen:

Was stört sie eigentlich als Lobbyverband der Lobbyisten daran, dass Großbritannien die EU verlässt?
K.O.Rupt: Dazu muss man ein wenig in die Geschichte zurückschauen und sich einmal damit beschäftigen, warum die EU damals gegründet wurde. Es gab einigen, denen es - nach den Erfahrungen zweier Weltkriege - um Frieden und Wohlstand oder sollte ich sagen, Frieden, Freude, Eierkuchen (lacht) ging. Wir, also der Lobbyverband der Lobbyisten haben aber die negativen Auswirkungen der Zersplitterung der Entscheidungsträger, die einmal ein Nachteil von Demokratien ist, vorausgesehen und uns gesagt, wir können dem nicht einfach tatenlos zusehen.
War das denn vor den Weltkriegen anders?
K.O.Rupt: Durchaus! Wird hatten Fürstenhäuser, wenige Familien, die dazu noch verwandtschaftlich miteinander verbunden waren. Wer also eine wichtige Entscheidung beeinflussen wollte, brauchte seine "Überzeugungsarbeit" auch nur auf wenige Personen zu begrenzen. Durch Parlamente an verschiedenen Orten, wurde nicht nur die Anzahl der zu Überzeugenden größer, auch die ganzen logistischen Kosten für Arbeitsessen, Vorträge, Ausflüge, Beraterverträge, etc. stiegen gewaltig an. Das drohte nach dem zweiten Weltkrieg so weiter zu gehen. Ganz schlimm für uns und unsere Überzeugungsarbeit sind Volksabstimmungen. Wir sind da zwar nicht hilflos aber - durch Wegfall der Medienmonopole (Stichwort: Frei zugängliches Internet) - steigen die Kosten zur Beeinflussung der Entscheidungsträger, wenn potentiell das ganze Staatsvolk wählen kann.

Von welchen Kosten reden Sie da, die für die Überzeugungsarbeit entstehen?
K.O.Rupt: Die Kosten, die doch besser an Aktionäre oder als Bonus an Führungskräfte ausgeschüttet werden anstatt im Geldbeutel von Abgeordneten landen, sind im Einzelfall zwar "peanuts" (also für uns, nicht für die Abgeordneten). Die Anzahl der Empfänger ist aber überschaubar. Der Vorteil liegt darin, dass ich nur wenige EU Parlamentarier und die Kommission mit Geschenken oder Drohungen, beeinflussen muss. Müssen wird dagegen höhere Anzahl von Parlamentariern, die über den ganzen Kontinent verteilt werden, steigen diese Kosten nicht nur pro Kopf auch die gesamte Beeinflussungsinfrastruktur muss mehrfach aufgebaut werden. Deshalb ist es auch so wichtig, dass möglichst viele Entscheidungen auf die EU übertragen werden. Nur so können wir unseren Kunden, die Lobbyleistungen für überschaubares Geld anbieten.

Was kostet es denn so, sie zu beauftragen?
K.O.Rupt: Die Preise schwanken, sind aber tendenziell gesunken. Die EU Osterweiterung war auch unsere Idee. Tendenziell relativ schlecht bezahlte Abgeordnete, deren Stimmrecht genauso viel zählt, wie das der Hochbezahlten. Dadurch lassen sich die Kosten je Stimme im Schnitt deutlich senken.



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Was hat das nun mit dem Brexit zu tun?
K.O.Rupt: Die ganze Lobbyinfrastruktur, die wir zentral kostengünstig in Brüssel, aufgebaut haben, also Restaurants, unsinnige Institute - manche nennen sie ThinkTanks - in denen Familienmitglieder, Parteifreunde etc. versorgt werden oder aber auch für die primitiveren Bedürfnisse, Bordelle, müssen wir nun für Großbritannien in London zusätzlich aufbauen. Und sie wissen, wie teuer die Mieten London sind und die Versorgung mit dem entsprechenden Personal wird durch den Wegfall der Personenfreizügigkeit nach Großbritannien auch schwieriger.
Das ist praktisch das Gegenteil von Synergie-Effekten.
Warum konnte es dann überhaupt soweit kommen?
K.O.Rupt: Ich habe Ihnen eben dargelegt, dass Volksentscheide einen enormen Unsicherheitsfaktor beinhalten. Wir können nur beschränkt Einfluss nehmen. Während die Überzeugungsarbeit bei einzelnen Entscheidungsträgern auf diese konkret abgestimmt werden kann, drohen bei Volksabstimmungen Geschenke, die einer Klientel gemacht werden bei anderen das Gegenteil zu bewirken, können also insgesamt auch unseren Auftraggebern schaden. Über den Ausgang des Referendums sind wir nicht glücklich und es war - das sage ich ganz ehrlich - keine Glanzstunde der Überzeugungsarbeit. Aber - wir arbeiten daran - jetzt ist das britische Parlament am Zug und da läuft es in unserem Sinne hervorragend. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ein Parlament, ohne unsere Überzeugungsarbeit, in den letzten Monaten so ein Bild abgeben würde?

Herr K.O.Rupt, vielen Dank für das Gespräch!




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