Gar nicht altmodisch: Erntedank
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Am kommenden Sonntag wird Erntedank gefeiert.

Gar nicht altmodisch: Erntedank


Vor ziemlich vielen Jahren verbrachte ich einmal eine Zeit in einem Land, an dem jeden Tag zur gleichen Zeit die Sonne aufging, jeder Tag um die Mittagszeit die gleiche Temperatur herrschte, um fast die gleiche Nachmittagsstunde ein Regenschauer herab fiel, und es zur gleichen Zeit dunkel wurde.



Höchst wahrscheinlich ist das heute immer noch so, außer bei Wirbelstürmen und ähnlichen Vorkommnissen, denn dieses Land liegt in den Breitengraden zwischen dem nördlichen Wendekreis und dem Äquator. Dort gibt es keine Jahreszeiten wie Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Diese bestimmen in Europa die Zeit des Anbaus und der Ernte. Und ganz nebenbei frage ich mich, wie es wohl wäre, so ganz ohne Jahreszeiten zu leben.

Keine ersten Blätter, die aus dem Boden sprießen. Keine Winterlinge, die fast noch im Schnee blühen. Keine Veilchen, die ihren leisen Duft verströmen. Kein überströmendes Maigrün an den Bäumen, wenn endlich wieder die Blätter sprießen. Jeden Tag wie die sogenannten 'Hundstage' im Sommer. Keine Laubfärbung im Herbst mit all diesen unverschämt bunten Farben in den Blättern. Und auch keinen Schnee.

Vor dem Schnee muss die Ernte eingebracht sein. Im bunten Herbst läuft die Ernte noch einmal auf Hochtouren, bevor sich langsam der Winter bemerkbar macht. Starke jahreszeitliche Schwankungen bestimmen den Rhythmus von Säen und Ernten. Am Erntedankfest feiert man diesen Rhythmus. Ein Zyklus von Säen und Ernten ist zu Ende gegangen. War es ein gutes Jahr? Kann man davon leben? Was muss für das nächste Jahr geändert werden? Und überhaupt, wo geht die Reise eigentlich hin? Fragen von je her von Bauern, Gartenbauern,Winzern und Landwirten.

Ist die Ernte eingebracht, steht die Winterruhe vor der Tür. Die dunkle Zeit macht nachdenklich. Da ist ein Fest wie Erntedank ein guter Zwischenstopp. Zu dem Fest wird mit Gemüse und Korn geschmückt. Kartoffeln, Äpfel und Kürbisse ergeben ein buntes Bild. Und wer selbst, von einem Gartenbaum oder einem Gemüsebeet zum Beispiel, geerntet hat, der kann die Freude bei diesem Fest gut verstehen. Wer etwas hat wachsen sehen, es dann geerntet hat und dann davon gegessen hat, den erfüllt das Ergebnis mit verdientem Stolz.

So ist das Leben, wachsen, erblühen, vergehen. Etwas hegen, pflegen, und weitergeben. Und auch dafür steht Erntedank. Nach der vielen Arbeit, nach der Mühe, steht das Ergebnis sichtbar vor einem, im Großen wie im Kleinen. Es darf gefeiert werden. Aber danach ist Ausruhen angesagt. Winterruhe. Bis ein neuer Zyklus beginnt.



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